Die Jugend wurde in den bisherigen Corona-Wellen dazu angehalten, mit den stärker gefährdeten Senioren solidarisch zu sein. Diese Solidarität haben sie auch gezeigt, denken 74 Prozent der 16- bis 29-Jährigen. Umgekehrt wird ihnen diese Solidarität nicht zuteil, bemängeln die jüngeren Deutschen: 63 Prozent sagen, sie hätten die Solidarität der Älteren mit den Jüngeren vermisst. Dies sind Ergebnisse der Studie „Generation Z & Health“ der pronova BKK, für die 1.000 junge Menschen im Alter von 16 bis 29 Jahren befragt wurden.

Nach eigener Einschätzung haben sie viel gegeben und kaum etwas erhalten. Denn den 16- bis 29-Jährigen wurde in der Corona-Krise einiges abverlangt, sie litten stark unter Kontaktverboten und Homeschooling. 94 Prozent der jungen Deutschen belastet die Corona-Krise, ganz besonders die jungen Eltern. Für 68 Prozent der Generation Z liegt auf der Hand: Kinder und Jugendliche haben die Hauptlast der Pandemie und der Lockdown-Maßnahmen tragen müssen.

„Einen weiteren Lockdown würden die unter 30-Jährigen nicht mehr mittragen, nachdem gerade von ihnen monatelang Solidarität gefordert wurde“, sagt die auf den Gesundheitsmarkt spezialisierte Zukunftsforscherin Corinna Mühlhausen, „sie fordern mittlerweile auch ihr Recht auf Bildung stärker ein als frühere Generationen.“

Enttäuscht von der Politik

Die jüngere Generation fühlt sich in der Corona-Krise zurückgesetzt, wie die Befragung belegt. Von der Politik gesehen und wertgeschätzt? Diesen Eindruck haben die Wenigsten. Im Verlauf der Pandemie hat die Politik die Jugend nicht zurückgewinnen können. Schon in der Vorgängerstudie im Frühjahr 2021 hatten 65 Prozent der 16- bis 29-Jährigen angegeben, sie hätten das Gefühl, von der Politik nicht ernst genommen zu werden. Besonders junge Frauen fühlen sich laut der aktuellen Befragung vergessen: 69 Prozent vermissen die Wertschätzung der Politik, unter den jungen Männern sind es 59 Prozent. 64 Prozent aller unter 30-Jährigen empfinden zudem viele Aussagen von Politikerinnen und Politikern als Angstmacherei.

„Die jungen Menschen fühlen sich nicht ernst genommen“, sagt Zukunftsforscherin Mühlhausen. „Aus ihrer Sicht übernimmt niemand Verantwortung für ihre Zukunft und keiner kann ihnen den Durchblick durch das Pandemie-Chaos geben. Sie fordern von Fachleuten und Politik klare Aussagen.“

Schlechte Noten für Regierung, Gesundheitsämter und Schulen

Geht es um das Agieren in der Pandemie, bekommt die Bundesregierung von allen Institutionen das schlechteste Urteil. Nur 20 Prozent der jungen Bürgerinnen und Bürger geben den Regierenden die Schulnote 1 oder 2. Zum Vergleich: das Krankenhauspersonal erhält von 55 Prozent diese guten Noten. 30 Prozent geben Politikerinnen und Politikern ein „mangelhaft“ oder „ungenügend“.

Mit einer Durchschnittsnote von 2,4 bewertet die Generation Z die Rolle der Ärztinnen und Ärzte, genauso wie die der Mitarbeitenden im Krankenhaus sowie der Angestellten in Pflegeheimen am besten. Darauf folgen die Hausärzte und Kliniken mit einer 2,5. Auch Arbeitgeber haben sich nach Ansicht der jungen Menschen recht gut geschlagen in der Pandemie, sie werden von jedem Zweiten mit den Höchstnoten bewertet (Note 2,7).

Am unteren Ende der Rangliste stehen neben der Bundesregierung (Durchschnittnote 3,7) auch die jeweiligen Landesregierungen (3,5). Von den Gesundheitsämtern sowie von Schulen und Kitas (beide Note 3,2) sind die 16- bis 29-Jährigen ebenfalls in der Pandemie enttäuscht. „Der Kardinalfehler war aus Sicht der jungen Deutschen die verschlafene Digitalisierung „, erklärt Mühlhausen. „Eine Generation, die sich offen austauscht und digital vernetzt ist, versteht nicht, warum Schulen oder auch das Gesundheitssystem noch vor allem analog ablaufen. Weder Homeschooling noch die Corona-Warnapp haben zuverlässig funktioniert. Viele Eindämmungsmaßnahmen verliefen schleppend, weil es keine digitalen Verfahren gab. Erklären Sie mal der Generation Z, dass die Nachverfolgung der Kontakte mühsam per Telefon erfolgen muss.“

Zur Studie

Die Studie „Generation Z & Health – junge Erwachsene und Gesundheit in der Corona-Pandemie“ wurde im Oktober 2021 im Auftrag der pronova BKK durchgeführt. Bundesweit wurden 1.000 Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von 16 bis 29 Jahren repräsentativ online befragt.

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