Den einen Tag feinfühlig und gelassen, am anderen wütend: Bei etwa drei bis acht Prozent aller Frauen kippt die Stimmung vor ihrer Menstruation. Während es in den USA seit 2013 eine offizielle Diagnose für das Krankheitsbild der prämenstruellen dysphorischen Störung (PMDS) gibt, kennen in Deutschland selbst viele Gynäkologinnen und Psychiaterinnen das Krankheitsbild nicht. „Fachärzte ordnen die Beschwerden oft einfach unter PMS ein“, erläutert die auf gynäkologische Psychosomatik spezialisierte Hamburger Psychotherapeutin Dr. Almut Dorn, im Gesundheitsmagazin „Apotheken Umschau“.

Auswirkungen auf Partnerschaft, Kinder und Arbeit

Die Phänomene PMS (prämenstruelles Syndrom) und PMDS sind ähnlich. Bei PMS tauchen Beschwerden wie zum Beispiel Brustspannungen, Wasseransammlung im Körper, schwindende Energie und schlechter Schlaf sowie Stimmungsschwankungen auf. Bei PDMS treten zusätzlich eine gravierende psychische Veränderung bis hin zur Wesensveränderung auf. Die Patientinnen werden stark reizbar, aggressiv, angespannt, ängstlich, niedergeschlagen und hoffnungslos, beschreibt Dorn: „Zu Hause fliegen dann oft die Fetzen. Die Auswirkungen auf Partnerschaft, Kinder und oft auch auf die Arbeit sind immens.“ Gemeinsam mit zwei Fachärztinnen aus der Psychiatrie und Gynäkologie hat die Psychotherapeutin Dorn das Buch „PMDS als Herausforderung“ geschrieben, das in diesem Sommer erscheint.

Pille oder Antidepressiva als Therapieformen

Für eine schwere PMDS gibt es zwei nachweislich effektive Therapien. Die eine: mit der Pille den Zyklus unterdrücken. Die andere: mit Antidepressiva das Stimmungssystem beruhigen. Verschiedene sogenannte Serotonin-Wiederaufnahmehemmer sind dafür geeignet. Manche Frauen nehmen die Antidepressiva durchgehend ein, manche nur in der zweiten Zyklusphase, manche nur mit Beginn der Symptome. Zusätzlich helfen kann eine Psychotherapie. Dabei geht es vor allem darum, die Veranlagung zu akzeptieren und im Alltag gut zu managen.

Die Chancen für Erkennung und Therapiemöglichkeiten von PMDS stehen gut. Vor Kurzem wurde das – auch in Deutschland verwendete – internationale Diagnosesystem der Weltgesundheitsorganisation aktualisiert und darin auch PMDS beschrieben.

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