Bereits während der Pandemie haben psychischen Belastungen für viele Beschäftigte zugenommen. Jetzt kommen neue Krisen und Unsicherheiten hinzu. Gleichzeitig arbeiten immer noch viele Menschen im Homeoffice und erleben Vereinzelung. Wie wirken sich diese Umstände auf die Beschäftigten aus? In einem Interview anlässlich der „Woche der Seelischen Gesundheit“ geben zwei Präventionsexpertinnen der gesetzlichen Unfallversicherung Hinweise, wie Betriebe mit der Situation umgehen können.

Auch wenn die pandemische Situation immer wieder neue Herausforderungen stellt, können viele Menschen sie inzwischen ganz gut bewältigen, sagt Präventionsexpertin Esin Taskan: „Neu ist hingegen die Anhäufung von verschiedenen Krisen. Man spricht hier auch von kumulierten Krisen. Alles, was Ängste und Unsicherheiten in der allgemeinen Lage erzeugt, schwächt auch die Sicherheit und Gesundheit im Betrieb und wirkt auf die Beschäftigten.“

Berufsgenossenschaften und Unfallkassen bekommen entsprechende Anfragen aus den Betrieben. Die Probleme der Beschäftigten erstrecken sich von Arbeitsplatzunsicherheit, finanziellen Sorgen, Problemen bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf, erhöhtem Konsum von Alkohol und Suchtmitteln bis hin zu Überlastung, Dauerstress und fehlender Erholung.

Dabei werde der Arbeitsplatz als wichtiger sozialer Raum unterschätzt, sagt ihre Kollegin Jasmine Kix: „Scheinbare Selbstverständlichkeiten im Miteinander am Arbeitsplatz schaffen ein Gefühl der Verbundenheit. Blickkontakt und körperliche Resonanz stabilisiert uns psychisch, oft unbemerkt. Das sind menschliche Grundbedürfnisse und damit wichtige Ressourcen des Menschen, denn das Gefühl der Sicherheit wird gestärkt, auch und gerade in schwierigen Zeiten.“

Betriebe sollten deshalb darauf achten, dass auch Mitarbeitenden im Homeoffice den Kontakt und mit Kolleginnen und Kollegen sowie Vorgesetzen aufrechterhalten können, dass sie Ängste und Sorgen offen ansprechen dürfen und soziale Unterstützung erfahren.

Kix: „Einsamkeit bedeutet Stress. Das ist auf Dauer gefährlich. Aus diesem Grund sollte das soziale Miteinander im Betrieb ganz oben auf die Agenda.“

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