Dieser Satz aus der Bibel beendet den dortigen Schöpfungsbericht. Er symbolisiert ein Pausieren und Schauen auf das, was vorher geschaffen wurde. Auch wir müssen uns fragen, ob es sehr gut war, was wir getan haben. Sind wir verantwortungsbewusst mit dem Geschenk der Schöpfung umgegangen? Erntedank ist ein Innehalten am Ende der Erntezeit und eine Danksagung für das, was uns die Natur geschenkt und Landwirtinnen und Landwirte erarbeitet haben. Die Katholische Landvolkbe-wegung Deutschland (KLB), der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), der Deutsche Land-Frauenverband (dlv) und der Deutsche Bauernverband (DBV) möchten mit ihrer Erntedankerklä-rung in diesem Jahr zum Nachdenken über die Bedeutsamkeit der Biologischen Vielfalt einladen.

Die Landwirtschaft steht vor zahlreichen Herausforderungen, die in diesem Jahr aufgrund der ak-tuellen Lage – ob Krieg, Pandemie, Klimawandel, Biodiversität oder Tierwohl – noch größer sind. Zudem gilt es, die weltweite Nachfrage nach Nahrungs- und Futtermitteln sowie nachwachsenden Rohstoffen zu bedienen und gleichzeitig den Transformationsprozess weiterhin fest im Blick zu behalten. Der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine hat uns auf dramatische Art und Weise ge-zeigt, dass Versorgungssicherheit nicht selbstverständlich ist. Wir stehen daher an einem entschei-denden und richtungsweisenden Punkt: die Landwirtinnen und Landwirte müssen die notwendige Weiterentwicklung hin zu mehr Nachhaltigkeit weitergehen. Denn sie sind ein maßgeblicher Teil der Lösung beim Umwelt-, Klima- und Artenschutz.

Die biologische Vielfalt ist die Grundlage für stabile Ökosysteme, die Landwirtschaft und unseren Lebensraum. Im ökologischen Gleichgewicht sind Pflanzen und Tiere mit dem Erdreich, den Flüs-sen und Meeren sowie mit dem Klima vernetzt. Jahr für Jahr wird es dringlicher den Umgang mit der Natur zu beleuchten. Wir befinden uns momentan im sechsten großen Artensterben seit Be-stehen der Welt. Durch Bebauung, Versiegelung und Homogenisierung natürlicher Lebensräume, durch Abholzung, insbesondere der Regenwälder, aber auch durch die Intensivierung, den Klima-wandel, die Verdrängung einheimischer Arten durch invasive Arten, die Überfischung der Ozeane und durch Schadstoffeinträge in Boden, Wasser und Luft tragen wir Menschen dazu bei, dass die Artenvielfalt in Gefahr ist. Naturschutzmaßnahmen, die sowohl ökologisch wirksam sind als auch in die Bewirtschaftungskonzepte moderner Landwirtschaftsbetriebe passen, können den Erhalt natürlicher Ressourcen und der Artenvielfalt unterstützen. Dabei muss gelten, dass die Landwirt-schaft auch den Natur- und Artenschutz zum Standbein bäuerlichen Handelns ausbaut.

Erntedank ist ein Anlass, unsere Verantwortung anzuerkennen und entsprechend zu handeln. Es sollte uns zum Nachdenken anregen, dass nur durch eine Veränderung und mithilfe einer Biodiver-sität fördernden Bewirtschaftung unsere Schöpfung bewahrt werden kann, damit sie auch noch den nachfolgenden Generationen intakt zur Verfügung steht. Besonders Landwirtinnen und Land-wirte zeigen, dass sie die notwendige Veränderung wollen. Nicht nur weil sie selbst betroffen sind, wenn die fehlende Biodiversität und der Klimawandel zu Ertragseinbußen führen, sondern weil ihnen der Schutz unserer Natur wichtig ist.

Ein wertschätzendes Konsumverhalten, auch mit Blick auf Regionalität und Saisonalität sowie kurze Lieferketten und Direktvermarktung bieten die Chance, Artenvielfalt zu fördern und zu schützen. Hier sind wir alle gefordert.

Unser Dank ist zugleich eine Bitte an den Schöpfer-Gott, dass er auch in Zukunft wachsen lässt, was wir zum Leben brauchen, uns durch neu entstehende Krisen leitet, um die Situation in der Landwirtschaft nicht zusätzlich zu verschärfen, und Kriege, die zusätzliches Leid und Lebensmittel-knappheit hervorbringen, zu beenden und Frieden zu verbreiten. Zudem bitten wir alle, die an der Herstellung und Verteilung von Lebensmitteln mitwirken, sich ihrer Verantwortung für die Schöp-fung und deren Schutz bewusst zu stellen.

So können wir für die eingebrachte Ernte mit dem Wissen danken, dass unser Tun (sehr) gut war.

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