Eine Mehrheit der Deutschen (58%) hat sich im letzten Jahr mindestens einmal so gestresst gefühlt, dass es sich auf das tägliche Leben ausgewirkt hat. Bei einem Drittel (32%) wurde der Alltag in den vergangenen zwölf Monaten gleich mehrmals negativ durch Stress beeinflusst. Das ist das Ergebnis einer Studie des Markt- und Meinungsforschungsinstituts Ipsos, die anlässlich des bevorstehenden „Welttages für psychische Gesundheit“ am 10. Oktober durchgeführt wurde.

Die Hälfte der Befragten (49%) hat sogar mindestens einmal ein so hohes Stresslevel verspürt, dass sie das Gefühl hatten, die Anforderungen des Lebens nicht mehr bewältigen zu können. Mehr als jeder Dritte (36%) berichtet außerdem von so schwerwiegenden Stressbelastungen, dass er für einen bestimmten Zeitraum im letzten Jahr nicht zur Arbeit gehen konnte.

Jüngere stehen häufiger unter Stress

Auffällig ist, dass jüngere Menschen deutlich häufiger über Stresssymptome berichten als ältere Befragte. 44 Prozent der unter 35-jährigen Deutschen verspürten im vergangenen Jahr mehrfach die negativen Auswirkungen von Stress auf ihren Alltag. Zum Vergleich: In der mittleren Altersgruppe der 35- bis 49-Jährigen ist das bei jedem Dritten (35%) der Fall, unter den 50- bis 74-Jährigen sogar nur bei jedem Fünften (21%). Jüngere Befragte fühlen sich außerdem leichter durch die von Stress ausgelösten Probleme überfordert. Vier von zehn (40%) jungen Deutschen geben an, dass sie sich letztes Jahr mehrere Male so gestresst gefühlt zu haben, dass sie gefühlt den Anforderungen des Lebens nicht mehr gerecht werden konnten. Dasselbe trifft nur auf 28 Prozent der 35- bis 49-Jährigen zu, in der Altersgruppe 50plus sind es nur 17 Prozent.

Erhebliche Unterschiede gibt es aber nicht nur zwischen den verschiedenen Altersgruppen. Die Studienergebnisse zeigen darüber hinaus, dass sich Frauen, Unverheiratete und Menschen mit geringem Einkommen nach eigenen Angaben deutlich häufiger gestresst fühlen als Männer, Verheiratete und Gutverdiener.

Depressive Verstimmungen bis hin zu Selbstmordgedanken weit verbreitet

Aber nicht nur Stress belastet die Gemüter der Deutschen. 46 Prozent der Bundesbürger geben außerdem an, sich im letzten Jahr mindestens einmal so depressiv gefühlt zu haben, dass sie für einige Wochen oder länger fast jeden Tag traurig oder hoffnungslos waren. Jeder Vierte (25%) hat diese Erfahrung in den vergangenen zwölf Monaten gleich mehrere Male machen müssen. 29 Prozent der Befragten haben nach eigenen Angaben sogar ernsthaft darüber nachgedacht, sich selbst zu verletzen oder gar umzubringen – jedem Siebten (14%) kamen solche Gedanken gleich mehrfach.

Deutsche machen psychische Probleme mit sich selbst aus

Ein Drittel der Deutschen (31%) hält psychische Probleme daher auch für eines der größten Gesundheitsprobleme im eigenen Land. Lediglich COVID-19 (57%) besorgt die Bundesbürger aktuell mehr. Im internationalen Vergleich denken die Deutschen allerdings trotzdem eher selten über ihre eigene mentale Gesundheit nach: Weltweit geben 58 Prozent der Befragten an, sehr häufig oder recht häufig über ihr psychisches Wohlbefinden nachzudenken, hierzulande nur 44 Prozent.

So überrascht es auch nicht, dass nur jeder vierte Deutsche (24%) im letzten Jahr mit Freunden oder Familienmitgliedern über mentale Probleme gesprochen hat, um sich besser zu fühlen. Professionelle Hilfe eines Beraters, Psychologen oder Psychiaters haben 17 Prozent der Bundesbürger in Anspruch genommen. Jeder Siebte (14%) nahm laut eigener Aussage ein Medikament gegen Stress oder Depressionen ein, um die eigene psychische Gesundheit zu verbessern.

Methode

Die Ergebnisse stammen aus der Ipsos Global Advisor-Studie zum „World Mental Health Day“. Bei der Online-Umfrage wurden zwischen dem 22. Juli und dem 05. August 2022 insgesamt 23.507 Personen aus 34 Ländern über das Ipsos Online Panel-System interviewt. In Kanada, Malaysia, Südafrika, der Türkei und den USA waren die Befragten zwischen 18 und 74 Jahren alt, in Thailand zwischen 20 und 74 Jahren, in Indonesien zwischen 21 und 74 Jahren und in allen anderen Ländern zwischen 16 und 74 Jahren.

Der „Globale Länderdurchschnitt“ spiegelt das durchschnittliche Ergebnis für alle 34 Nationen wider, in denen die Umfrage durchgeführt wurde. Er wurde nicht an die Bevölkerungsgröße der einzelnen Länder angepasst.

In Australien, Brasilien, China, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Israel, Italien, Kanada, Japan, Spanien und den USA umfasste die Stichprobe etwa 1.000 Personen. In Argentinien, Belgien, Chile, Indien, Indonesien, Irland, Kolumbien, Malaysia, Mexiko, den Niederlanden, Peru, Polen, Portugal, Rumänien, Saudi-Arabien, Schweden, Schweiz, Südafrika, Südkorea, Thailand, der Türkei, Ungarn und den Vereinigten Arabischen Emiraten wurden jeweils etwa 500 Personen befragt.

In 19 der untersuchten Länder ist die Internetdurchdringung ausreichend hoch, um die Stichproben als repräsentativ für die breitere Bevölkerung in den abgedeckten Altersgruppen zu betrachten: Argentinien, Australien, Belgien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Japan, Kanada, Niederlande, Polen, Portugal, Rumänien, Schweden, Schweiz, Spanien, Südkorea, Ungarn und USA. Die verbleibenden 15 untersuchten Länder weisen eine geringere Internetdurchdringung auf. Die Stichprobe dieser Länder ist städtischer, gebildeter und/oder wohlhabender als die Allgemeinbevölkerung und sollten so betrachtet werden, dass sie die Ansichten der stärker „vernetzten“ Bevölkerungsgruppe widerspiegelt.

Die Daten werden so gewichtet, dass die Stichprobenzusammensetzung jedes Marktes das demografische Profil der erwachsenen Bevölkerung gemäß den neuesten Volkszählungsdaten am besten widerspiegelt.

Wenn die Ergebnisse sich nicht auf 100 aufsummieren, liegt das an Rundungen durch die computer-basierte Zählung, erlaubte Mehrfachnennungen oder dem Ausschluss von „weiß nicht/keine Angabe“ Nennungen.

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