Weed, Dope, Gras, Ott sowie Sportzigarette, Bubatz, Bello oder ganz klassisch Tüte – Cannabis bzw. Joints haben in Deutschland etliche Spitznamen. Und das, obwohl Marihuana lediglich für medizinische Zwecke erlaubt ist. Geht es nach der aktuellen Bundesregierung, wird sich das in Zukunft ändern. Schon im Wahlkampf haben Bündnis 90/ Die Grünen, FDP und SPD mit der allgemeinen Legalisierung von Cannabis geworben, nun werden die Pläne konkreter. Im besten Fall könnte man schon 2024 legal in Deutschland kiffen, so Gesundheitsminister Karl Lauterbach. Doch was sagen die Deutschen zu diesem Vorhaben? Wie stark ist die Droge Cannabis in der Gesellschaft verankert? Und was spricht in der Bevölkerung für und gegen eine Legalisierung? Dazu hat Appinio 1.000 Deutsche in einer repräsentativen Studie (nach Alter und Geschlecht) befragt.

  • Cannabis ist unter Männern teils viel beliebter als beim weiblichen Geschlecht. Männer kiffen mehr und regelmäßiger als Frauen, vor allem alleine. Die Cannabis-Legalisierung wird auch von mehr Männern als Frauen befürwortet.
  • Gras ist unter Jüngeren beliebter als bei Älteren. Die meisten Cannabis-Raucher sind zwischen 25 und 44 Jahren alt, generell gibt es unter den Jüngeren mehr Menschen, die Cannabis bereits probiert haben. Die alten Kiffer wiederum schmökern am liebsten in geselliger Runde.
  • Die geplante Legalisierung spaltet die Deutschen. Befürworter glauben, dass der Schwarzmarkt zurückgedrängt und die Polizei bzw. Bürokratie entlastet wird. Kritiker befürchten mehr Abhängige und sagen, Gras wäre eine Einstiegsdroge.

Kiffen ist unter Männern beliebter

Ist Cannabis eher eine Männerdroge? Zumindest sprechen einige Erkenntnisse der Appinio Umfrage dafür. So haben mehr Männer als Frauen in ihrem Leben bereits gekifft (50 vs. 42 Prozent). Auch sagten nach dem Erstkonsum viel mehr Frauen als Männer „Einmal und nie wieder“ (43 Prozent vs. 24 Prozent). Beim Blick auf den Konsum insgesamt wird das Geschlechtergefälle deutlich, denn Männer rauchen häufiger täglich oder mehrmals die Woche als Frauen (28 vs. 18 Prozent).

Während Frauen beim Kiffen verstärkt auf Gesellschaft setzen (74 vs. 58 Prozent), will jeder fünfte männliche Konsument lieber alleine rauchen (21 vs.12 Prozent). Auch hinsichtlich der Beschaffung erkennt man deutliche Unterschiede bei Männern und Frauen: So gibt fast jede zweite konsumierende Frau (46 Prozent) an, Cannabis noch nie selbst gekauft und stattdessen immer mitgeraucht zu haben. Bei den Männern hat nur jeder Dritte (33 Prozent) noch nie eigenes Kraut gekauft. Nicht nur befürworten mehr Männer als Frauen eine Legalisierung (55 vs. 44 Prozent), auch würden mehr männliche als weibliche Nichtraucher im Zuge einer Legalisierung Cannabis zum ersten Mal ausprobieren (26 vs. 22 Prozent).

Altersgefälle: Früh übt sich

Wie alt ist Deutschlands Durchschnittskiffer? Durch die 68er-Hippie-Bewegung und Co. könnte man vermuten, dass es mehr Cannabis-Liebhaber im hohen Alter als unter der jüngeren Generation gibt. Jedoch wird am meisten bei den 25- bis 34-Jährigen gekifft. Jeder zweite Befragte, der in den 1980er und 90ern auf die Welt kam, konsumierte bereits Cannabis. Ähnlich ist es bei den 35- bis 44-Jährigen (51 Prozent). Hingegen hat nur jeder Dritte der 55- bis 65-Jährigen in seinem Leben schon mal Cannabis geraucht (34 Prozent). Fast jeder Zweite (45 Prozent) war beim ersten Joint zwischen 18 und 24 Jahre alt. Nur jeder Dritte (33 Prozent) hatte schon vor Erreichen der Volljährigkeit das erste Cannabis-High. Unter den 18- bis 24-Jährigen gibt es zudem die meisten Befürworter für eine Legalisierung (59 Prozent).

Geplante Legalisierung spaltet die Deutschen

Cannabis-Legalisierung, da war doch was? Die überragende Mehrheit der Deutschen (87 Prozent) hat von den Plänen mitbekommen. Jeder Zweite (50 Prozent) spricht sich für eine Entkriminalisierung und einen freien Verkauf von Cannabis aus. Dagegen ist vor allem die Altersgruppe der 55- bis 65-Jährigen (39 Prozent).

Für ein weiterhin bestehendes Verbot spricht aus Sicht der Befragten vor allem das Risiko einer Abhängigkeit (66 Prozent) und die Auffassung, Cannabis sei eine Einstiegsdroge (65 Prozent). Auch haben sechs von zehn Gras-Kritikern (59 Prozent) die Sorge, dass so die Droge den Weg zu Minderjährigen findet oder Entwicklungsrückstände bei Jugendlichen fördert (53 Prozent). Zudem befürchtet jeder Zweite (50 Prozent) negative Auswirkungen auf die mentale Gesundheit.

„Kiffer-Nation“ Deutschland?

Doch wird Deutschland dann eine „Kiffer-Nation“, wie es viele scharfe Kritiker beschwören? Wohl eher nicht, zeigt die Appinio-Umfrage. Unter den bisherigen Nichtrauchern gibt nur jeder Fünfte an (19 Prozent), das grüne Kraut mal probieren zu wollen, sobald es legal ist. Für sechs von zehn Cannabis-Konsumenten würde sich am Eigenverbrauch nichts ändern. Lediglich jeder Fünfte (20 Prozent) glaubt, dass der eigene Konsum durch eine Legalisierung noch weiter steigen würde.

Straffreiheit ist einer der größten positiven Punkte der geplanten Gesetzesänderungen. Die klare Mehrheit der Deutschen (62 Prozent) würde es begrüßen, wenn der Besitz von bis zu 30 Gramm in Zukunft ohne Probleme möglich sei. Sie versprechen sich dadurch einen sicheren und überwachbaren Konsum der Droge sowie eine Entlastung von Polizei und Bürokratie. Die Kritiker hingegen befürchten, dass die Risiken von Cannabis verharmlost werden, auch was die mögliche Verkehrstüchtigkeit oder psychische Auswirkungen betrifft.

Methodik

Das Hamburger Marktforschungsunternehmen Appinio hat für die Untersuchung im November 2022 insgesamt 1.000 Deutsche bevölkerungsrepräsentativ (nach Alter zwischen 16 bis 65 sowie nach Geschlecht) via Online-/Mobile-Befragung befragt.

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