Zuckerpillen, die Depressionen lindern. Akupunkturnadeln, die nicht in den Körper dringen und trotzdem Knieschmerzen verschwinden lassen. Operationen, die nur zum Schein durchgeführt werden – und dennoch heilsam sind. Warum Erwartung einen heilenden Effekt haben kann – und wo die Grenzen liegen, zeigt das Gesundheitsmagazin „Apotheken Umschau“.

Placeboeffekt ist keine Einbildung

Den Placeboeffekt hat Professor Manfred Schedlowski, Leiter des Instituts für Medizinische Psychologie und Verhaltensimmunbiologie am Uniklinikum Essen, an sich selbst auch schon erlebt. Zum Beispiel, wenn er ein Schmerzmittel einnimmt: „Nach zehn Minuten spüre ich, wie es wirkt“, erzählt der Placeboforscher. Obwohl er weiß, dass dies erst nach einer halben Stunde der Fall sein kann.

Doch im Gehirn wird aus der Erwartung eines Patienten Chemie. Das heißt: Die Aussicht auf Linderung setzt körpereigene Schmerzmittel frei, darunter sogenannte Endorphine. Sie wirken bereits, bevor der schmerzstillende Arzneistoff der Tablette den Ort erreicht hat, an dem er wirken soll. Der Placeboeffekt ist also keine Einbildung. Die biochemischen Veränderungen im Körper lassen sich sogar sichtbar machen. Mithilfe bildgebender Verfahren kann, so Schedlowski, die Forschung dabei zusehen, wie die Mittel aus der „körpereigenen Apotheke“ im Gehirn Schmerzen blockieren – ganz ohne Magie.

Macht des Placeboeffektes nicht überschätzen

Auch wenn feststeht, dass Placebos wirken: Ihr Effekt hat Grenzen. So hat Dr. Regine Klinger, Schmerzpsychotherapeutin am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, chronisch Hautkranke beobachtet, die in einem Test durchaus einen Placeboeffekt erlebten. Doch allein durch das wirkstofflose Präparate konnte dieser nicht aufrechterhalten werden. Die Macht des Effekts darf also nicht überschätzt werden. Schließlich heilen Placebos keine Krebserkrankung, sie sind nicht in der Lage, Patienten in Narkose zu versetzen, und Placeboverhütungsmittel wären wohl ungeeignet, eine Schwangerschaft zu verhindern.

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