Die meisten Asthmatiker müssen ihre Medikamente inhalieren. Doch richtig zu inhalieren ist gar nicht so einfach. Deshalb haben pharmazeutische Unternehmen eine Reihe von Inhalationssystemen und Hilfsmitteln entwickelt, welche die Aufnahme des Arzneimittels in die Atemwege erleichtern. „Verbesserte Inhalationssysteme haben für Asthma-Patientinnen und -Patienten einen sehr hohen Stellenwert“, sagt Dr. Pablo Serrano, Geschäftsfeldleiter Innovation und Forschung beim Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI) e.V. Mit welchem System die Betroffenen am besten zurechtkommen, hängt vom individuellen Bedarf ab.
Asthma gehört zu den häufigsten chronischen Erkrankungen in Deutschland: Etwa fünf bis sieben Prozent der Erwachsenen sind betroffen. Bei den Kindern sind es mit zehn bis 15 Prozent sogar noch mehr. Bei der chronischen Lungenerkrankung reagieren die Atemwege (Bronchien) mit Entzündungen auf unterschiedliche Auslöser. Gegen die zum Teil lebensbedrohlichen Beschwerden, wie Engegefühl in der Brust, Kurzatmigkeit, pfeifende Atmung bis hin zu anfallsartiger Luftnot, helfen den Betroffenen Arzneimittel, die zum einen die Atemwege erweitern als auch die Entzündung der Bronchien eindämmen. Patientinnen und Patienten müssen diese Arzneimittel inhalieren, also einatmen. „Das Einatmen mit Inhalationshilfen hat den großen Vorteil, dass die Wirkstoffe gleich dorthin gelangen, wo sie wirken sollen, nämlich in die Atemwege“, erklärt Dr. Serrano vom BPI.
Inhalation ist ein komplexer Vorgang
„Je besser Patientinnen und Patienten mit einer Inhalationshilfe zurechtkommen, mit der sie das Arzneimittel einnehmen, desto besser kann es wirken“, betont Serrano. „Je nach Alter sowie körperlichen Fähigkeiten oder Einschränkungen der Patientinnen und Patienten, stehen verschiedene Inhalationshilfen mit spezifischen Eigenschaften für eine optimale Therapie zur Verfügung. Deshalb investiert die pharmazeutische Industrie in die Entwicklung neuer Systeme, damit jede Patientin und jeder Patient ein für eine optimale Wirkstoffversorgung passendes Gerät findet. Solche Neuentwicklungen nennen sich „Innovationen auf Basis bewährter Wirkstoffe“. Das heißt, der Wirkstoff bleibt der gleiche, aber durch eine neue Darreichungsform lässt sich die Therapie optimieren – und den Behandlungserfolg verbessern.
Inhalier-Geräte im Überblick
Alle Geräte sind therapeutisch gleichwertig – sofern es Patientinnen und Patienten richtig anwenden. Jedes System hat seine Vorteile und sollte im Hinblick auf die individuellen Bedarfe der Patientinnen und Patienten verschrieben werden.
- Dosieraerosole: Hier wird das Arzneimittel versprüht. Der Sprühstoß wird dabei von Hand ausgelöst. Die Koordination von Sprühstoß und gleichzeitigem Einatmen kann recht schwierig sein, dafür ist die zu leistende Atemarbeit nicht so groß. Deshalb ist ein Dosieraerosol auch für Menschen geeignet, die unter schwerem Asthma leiden.
- Atemzuggesteuerte Varianten von Dosieraerosolen: Der Sprühstoß wird durch die Einatmung direkt ausgelöst, was die Handhabung der Geräte erleichtert. Deshalb sind sie auch für Menschen geeignet, die Probleme mit der Koordination haben.
- Pulverinhalatoren: Sie enthalten ein wirkstoffreiches Pulver, das erst durch eine kräftige Einatmung freigesetzt wird. Deshalb muss die oder der Betroffene über eine bestimmte Atemkraft verfügen. Vorteile: Die Koordination ist einfach und die Geräte kommen ohne klimaschädliches Treibgas aus. Apropos Umwelt: Es gibt auch Geräte, die wiederverwendbar sind. Zudem zeigt ein Kontrollfenster an, ob die Inhalation richtig erfolgte.
- Sprühvernebler: Sie kommen ohne Treibgas und ohne elektrische Energie aus und lassen dem Betroffenen Zeit für eine effektive Inhalation. Sie stellen wenig Anforderungen an Koordination und Atemkraft und sind deshalb auch für sehr betagte Menschen geeignet.
Hilfsmittel für Kinder
Sprühvernebler oder größere elektronische Vernebler sind besonders für kleine Kinder geeignet. Für Kinder bis zu zwei Jahren, die mit ihren Lippen noch kein Mundstück umschließen können, gibt es Inhalationsmasken in verschiedenen Größen. Wenn ältere Kinder ein Dosieraerosol nutzen möchten, hilft ein sogenannter Spacer. Das ist eine Inhalierhilfe, die auf das Inhaliergerät aufgesteckt wird und den Sprühstoß auffängt, so dass die Kleinen in Ruhe einatmen können.
Auf jeden Fall sollten sich Eltern und Betroffene im Voraus ärztlich beraten lassen, welches Gerät und Hilfsmittel medizinisch notwendig/indiziert ist und zu den individuellen Bedürfnissen am besten passt. BPI-Experte Serrano betont: „Die richtige Technik im Umgang mit Asthma-Medikamenten müssen die Betroffenen erlernen und üben – in der Arztpraxis, in der Apotheke oder im Rahmen einer Patientenschulung. Zudem sollten sie sich auch immer im Beipackzettel über die richtige Anwendung informieren.“