Seit Jahren wächst die Gruppe der Männer, die sich zwischen Arbeit und Familie zerrissen fühlen. „Durch den gesellschaftlichen Wandel erleben diese Stressspirale immer mehr Väter“, sagt Dr. Hans Hartmann, leitender Arzt des Elly Heuss-Knapp-Hauses in Plön, einer Kureinrichtung des Deutschen Roten Kreuzes (DRK). „Viele sind deutlich überlastet, entsprechend nimmt die Nachfrage nach Vater-Kind-Kuren stetig zu.“ Das Apothekenmagazin „ELTERN“ zeigt, wie Männer von einer Kur profitieren können.
Erst mal lernen, mit Gefühlen umzugehen
Das gemeinnützige Müttergenesungswerk ( www.muettergenesungswerk.de) zählte im vergangenen Jahr 2.320 Väter – doppelt so viele wie noch 2014, dennoch wenige im Vergleich zu den Müttern, von denen im Jahr 2022 mehr als 44.500 eine Mutter-Kind-Kur beim Müttergenesungswerk (MGW) machten. Weil Männer nach Hans Hartmanns Erfahrung einen anderen Zugang zu Emotionen haben als Frauen, müssen viele überhaupt erst lernen, mit ihren Gefühlen umzugehen und sich um diese zu kümmern. Das ist ein Grund, weshalb bei allen Kuren unter dem Dach des MGW weitgehende Geschlechtertrennung herrscht. Das gilt vor allem für die Gruppengespräche – außer bei Erziehungs- und Beziehungsthemen: „Hier kann es sehr hilfreich sein, wenn die jeweils andere Perspektive eingebracht wird“, erklärt Hartmann.
In den Einzelgesprächen geht es dann beispielsweise darum, wie Mann und Frau künftig besser miteinander reden und ihren Alltag organisieren können. Und wie sie nicht nur als Eltern, sondern auch als Paar gut funktionieren. Thema sind unter anderem auch gesunde Ernährung, Bewegung und Entspannung – die typischen Präventionsfelder, auf die Kuren üblicherweise abzielen. Daneben bekommen Väter Massagen, machen Rückengymnastik oder morgens am See Nordic Walking.
Exklusiv-Zeit am Nachmittag
In der Zeit, in der die Väter ihre Gespräche, weitere Therapien oder Anwendungen haben, sind die Kinder in der Schule oder werden betreut – und haben ihre Väter am Nachmittag dann ganz für sich. Diese Exklusiv-Zeit wird bewusst gefördert und durch spezielle Vater-Kind-Angebote ergänzt, um die Beziehung zueinander zu stärken. „Mehr Zeit mit ihren Kindern zu verbringen, ist für viele Väter eine Grundmotivation für die Kur“, erklärt Hans Hartmann.
Gut zu wissen: Die Vater-Kind-Kur ist eine medizinische Leistung, die von den gesetzlichen Krankenkassen finanziert wird. Sie dauert drei Wochen, kann alle vier Jahre beantragt werden und ist bis auf eine Zuzahlung von zehn Euro pro Kalendertag kostenlos. Sind Sie reif für eine Kur? Das Müttergenesungswerk bietet online einen Kurtest unter www.a-u.de/!1010581 .