Von der dauerhaften Haarentfernung bis hin zur Gesichtsstraffung – die Deutschen sind kosmetischen Eingriffen gegenüber grundsätzlich nicht abgeneigt. Das betrifft vor allem jüngere Personen: Laut einer aktuellen Mintel-Studie haben 31 Prozent[1] der 18-34-Jährigen in Deutschland bereits einen chirurgischen Schönheitseingriff[2] vorgenommen und sogar 43 Prozent einen nicht-chirurgischen Schönheitseingriff wie Permanent Make-up oder Botox.

„Es besteht jedoch in puncto Umsetzung anscheinend eine gewisse Hemmschwelle, insbesondere was die chirurgischen Eingriffe betrifft – denn das Interesse der gleichen Altersgruppe ist sogar noch höher: 53 Prozent der 18-34-Jährigen sind an künftigen chirurgischen Schönheitseingriffen interessiert. Dabei liegt der landesweite Durchschnitt nur bei 34 Prozent. Außerdem haben 15 Prozent der Deutschen schon einmal einen chirurgischen Eingriff an sich vornehmen lassen„, sagt Susanne Krenz, Principal Research Analyst für Beauty and Personal Care bei Mintel Germany. „An dieser Stelle sollte der Einfluss der sozialen Medien nicht unterschätzt werden. Tatsächlich sind 67 Prozent der Befragten der Meinung, dass diese die Zunahme von kosmetischen Eingriffen fördern. Das hat wahrscheinlich nicht nur etwas mit den dort gezeigten Eingriffen zu tun, sondern auch mit den vorherrschenden Schönheitsstandards. Wenn man aktuellen Unterhaltungen und Postings in den sozialen Medien folgt, kommt man an einem Thema nicht vorbei: Warum sehen alle so glattgebügelt aus? Bei einem genaueren Blick, stellt man fest, dass sowohl Personen des öffentlichen Lebens als auch Privatpersonen gern und oft Filter nutzen, die das Gesicht verändern.

Die Deutschen sind relativ immun gegenüber den Social-Media-Trends Veneers und Botox

Trotz des generellen Interesses der Social-Media-affinen jüngeren Generation an Schönheitseingriffen, scheinen gewisse Trends noch nicht wirklich nach Deutschland übergeschwappt zu sein. Viele Stars und Sternchen wie Miley Cyrus, Cardi B oder Jürgen Klopp sorgen mit ihren Veneers für ordentlich Gesprächsstoff in den sozialen Medien. Jedoch ist mit 10 Prozent (16 Prozent bei 18-34-Jährigen) die Zahnaufhellung bei den Deutschen deutlich beliebter als der Einsatz von Veneers. Nur 2 Prozent der Befragten haben ihre Zähne schon einmal mit Veneers korrigieren lassen, bei den unter 35-Jährigen sind es lediglich 3,5 Prozentpunkte mehr.

Auch das Interesse an kosmetischen Injektionsmitteln wie Botox ist insgesamt relativ gering, trotz Popularität in den sozialen Medien: Nur 3 Prozent der Deutschen gaben an, sich Behandlungen mit Botox unterzogen zu haben und 5 Prozent wären daran interessiert. „Obwohl es eine gewisse Neugier auf oder ein Verlangen nach diesen Verfahren gibt, werden sie von der befragten Bevölkerung nicht in großem Umfang angenommen oder durchgeführt – im Gegensatz zu dem, was man erwarten könnte, wenn man die Social-Media-Landschaft untersucht. Trotzdem ist der langfristige Effekt von Social Media

nicht zu unterschätzen. Die Konversationen über Veneers sind überwiegend positiv, was zu einer erhöhten Nachfrage führen kann“, so Krenz.

„Hairport“ – vor allem junge Männer reisen für kosmetische Eingriffe ins Ausland

88 Prozent der kosmetischen Eingriffe werden im Inland durchgeführt.[3] In andere Länder reisen dagegen vor allem Männer im Alter von 25 bis 44 Jahren – 22 Prozent von ihnen, die sich kosmetischen Eingriffen unterzogen haben, sind dafür ins Ausland gereist. Gekoppelt mit der Tatsache, das 18 Prozent der gleichen Altersgruppe an Haartransplantationen interessiert sind oder das Verfahren schon einmal in Anspruch genommen haben, zeigt sich ein internationaler Trend, der eine ganz neue Branche hervorgebracht hat: Das kulturelle Phänomen der Hairport“-Urlaubsreisen in Länder wie zum Beispiel die Türkei.

Trotz Skepsis gegenüber Schönheitseingriffen appellieren die Deutschen für Selbstbestimmung

Die Ergebnisse der Studie zeigen überdies eine grundsätzliche Skepsis und ethische Bedenken auf: Die meisten Deutschen (68 Prozent) finden, dass die Normalisierung von nicht-chirurgischen Eingriffen wie Botox die falsche Botschaft an jüngere Personen sendet. Noch mehr Befragte (76 Prozent) sprechen sich nachdrücklich dafür aus, dass es im Ermessen der Fachleute liegen sollte, Patient:innen abzuweisen, die für Eingriffe ungeeignet sind.

Dies deutet auf ein gesellschaftliches Bewusstsein für die potenziellen Risiken sowie auf den Wunsch nach verantwortungsvollen und gewissenhaften Praktiken innerhalb der Branche hin.Dennoch schätzen die Deutschen Individualismus und Selbstbestimmung, führt Krenz weiter aus: „Gleichzeitig sehen die Deutschen Privatpersonen abseits der sozialen Medien weniger in der Verantwortung. Nur 23 Prozent finden, dass Personen mit ihren Schönheitseingriffen andere unter Druck setzen. Ein möglicher Grund dafür könnte der Respekt vor den Entscheidungen anderer in Bezug auf ihr Aussehen sein, ohne dass sie Druck oder Einfluss von außen vermuten.“

Über die Studie

Die repräsentative Umfrage wurde im Rahmen des Mintel Reports zu Attitudes towards Cosmetic Procedures“ im Dezember 2023 mit einem Online-Panel von 1.934 Verbraucher:innen ab 18 Jahren durchgeführt. Hauptthemen der Studie sind das Interesse an chirurgischen und nicht-chirurgischen kosmetischen Eingriffen, Erwartungen an die Branche sowie Einstellungen gegenüber kosmetischen Eingriffen. Insofern Deutsche“ oder „deutsche Verbraucher:innen/Bevölkerung“ verwendet wird, sind damit alle Verbraucher:innen in Deutschland und nicht ausschließlich deutsche Staatsangehörige gemeint.

[1] Basis: 1.934 Internetnutzer:innen ab 18 Jahren, Deutschland, Dezember 2023

[2] Laut den Angaben der Befragten. Es gibt in Deutschland kein zentrales Register für Schönheitseingriffe, deswegen kann die genaue Anzahl der tatsächlich durchgeführten Eingriffe abweichen.

[3] Basis: 598 Internetnutzer:innen ab 18 Jahren, die sich kosmetischen Eingriffen unterzogen haben, Deutschland, Dezember 2023

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