Einen Menschen zu pflegen kostet Kraft. „Pflegende Angehörige erleben vielfache Belastungen – das kann psychisch und körperlich krank machen“, weiß Prof. Dr. Gabriele Wilz von der Universität Jena. Die Psychologin forscht seit Jahren dazu, welche Unterstützungsmöglichkeiten Pflegende entlasten können. Eine Option sind künstlerische Therapien wie Kunst- und Musiktherapie sowie Theater- und Tanztherapie. Diese Therapien finden aber meist in Heimen statt – Menschen, die daheim pflegen oder gepflegt werden, bleiben außen vor, schreibt das Apothekenmagazin „Senioren Ratgeber“.
Eine wichtige Auszeit für Angehörige
Das Problem: Es fehlt an Angeboten. An der Universität Jena leitet Gabriele Wilz ein Projekt, das die Situation ändern möchte. Es geht um „individualisierte Musik“ für Menschen mit Demenz. Die Mitarbeitenden leiten pflegende Angehörige an, wie sie zu Hause die Lieblingsmusik der Pflegebedürftigen finden und einsetzen können. „Manche Menschen werden fröhlicher, andere tanzen oder reden von ihren Erinnerungen“, berichtet Wilz. Oft bringe Musik Entspannung und Abwechslung in Pflegealltag. Wilz ist überzeugt: „Richtig eingesetzt kann Musik das Pflegen leichter machen.“
Auch andere künstlerische Therapien wirken positiv. „Darin liegt ein großes Potenzial für die Pflege“, erklärt Dr. Johanna Masuch, Kunsttherapeutin am Klinikum Nürnberg. In Studien fanden sie und ihr Team heraus, dass Malen sowohl bei Menschen mit Demenz als auch bei pflegenden Angehörigen vielfältige Wirkungen hat. Das Wohlbefinden verbessert sich, die Selbstwahrnehmung wird gestärkt. „Kunsttherapie kann Entlastung bringen“, sagt Masuch, „und für Angehörige ist sie eine wichtige Auszeit.“