„Wie durch einen Schleier“ so oder so ähnlich beschreiben Betroffene des Grauen Stars ihre visuelle Wahrnehmung. Wenn man die Welt wie durch Nebel wahrnimmt, fallen alltägliche Aufgaben schwer. Lesen, Autofahren, Einkaufen – was zuvor Nebensache war, wird zur großen Herausforderung. Die Sturzgefahr kann sich erhöhen und in der Folge kann es leichter zu Verletzungen kommen. Abhilfe kann ein operativer Linsentausch schaffen.

Linsentrübung streut das Licht

Wie kommt es zu diesem Krankheitsbild? Beim Grauen Star trübt sich die Linse in einem oder an beiden Augen. Grund dafür ist das Alter: Dr. Inger Lüdeke, refraktiv chirurgisch-tätige Augenärztin und Vorstandsmitglied im Berufsverband der Augenärzte Deutschlands e.V. (BVA) weiß: „Der Graue Star ist eine Erkrankung, deren Häufigkeit mit steigendem Lebensalter zunimmt. Als Kind haben wir in der Regel eine glasklare Linse, wodurch das Licht ungehindert in unser Auge gelangen kann, und gutes Sehen ermöglicht. Im Laufe des Lebens wird die Linse immer trüber, vergleichbar mit einer Fensterscheibe, die nie geputzt wird. Das einfallende Licht kann nicht mehr ungehindert auf die Netzhaut gelangen und die Sicht wird schlecht.“ Betroffene erleben eine schleichende, schmerzfreie Verschlechterung der Sicht. Oft klagen sie über eine veränderte Farbwahrnehmung und aufgrund vermehrter Streuung des Lichts über steigende Blendempfindlichkeit.

Katarakt ist eine Alterserkrankung

In Deutschland weist fast die Hälfte der Bevölkerung zwischen 52 und 64 Jahren einen Grauen Star auf, ohne signifikante Einschränkungen im Sehen wahrzunehmen. Das ändert sich mit steigendem Alter: ab 65 Jahren sind es fast 90%. Wie schwerwiegend die Sehbeeinträchtigungen sind, hängt sowohl mit dem individuellen Krankheitsbild als auch der subjektiven Wahrnehmung zusammen. „Solange Sie sich in Ihrem Alltag zurechtfinden und sich nicht beeinträchtigt fühlen, ist ein Eingriff nicht nötig. Sobald jedoch Ihre Sehleistung abnimmt, eine stärkere Blendung einsetzt und Sie sich nicht mehr sicher fühlen, sollten Sie mit Ihrem Augenarzt bzw. Augenärztin darüber sprechen.“, rät Lüdeke. Wer regelmäßig Auto fährt, sollte sich und die eigene Sehwahrnehmung zudem kritisch und aufrichtig hinterfragen Denn: Schlechte Sicht kann im Straßenverkehr schnell zur Gefahr werden, wenn Hindernisse übersehen und Situationen falsch eingeschätzt werden.

Linsentausch mittels Operation

Eine Katarakt kann nicht medikamentös therapiert werden. Die einzige Behandlungsmethode besteht in einem chirurgischen Eingriff. „Bei der Kataraktoperation wird die getrübte Linse durch eine neue, künstliche Linse ersetzt. In der Regel kann der kurz-dauernde Eingriff ambulant erfolgen“, so die Refraktivchirurgin. Durch die modernen Verfahren gelten die Eingriffe als sehr sicher – Komplikationen treten nur selten auf. „Patientinnen und Patienten können zumeist nach der Operation direkt nach Hause zurückkehren.“

Seit über 20 Jahren klärt die Woche des Sehens mit vielfältigen Aktionen deutschlandweit über die Bedeutung guten Sehvermögens, die Ursachen vermeidbarer Blindheit auf und macht auf die Situation Sehbehinderter Menschen in Deutschland sowie den Ländern des globalen Südens aufmerksam. Auch in diesem Jahr übernimmt Gundula Gause die Schirmherrschaft der Kampagne. Aktionspartner der Woche des Sehens sind die Christoffel-Blindenmission, der Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband, der Berufsverband der Augenärzte Deutschlands, das Deutsche Komitee zur Verhütung von Blindheit, die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft, der Deutsche Verein der Blinden und Sehbehinderten in Studium und Beruf sowie die PRO RETINA Deutschland. Unterstützt wird die Woche des Sehens von der Aktion Mensch.

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