Menschen, die abhängig von Medikamenten sind, fallen nicht auf: Sie torkeln nicht, man sieht und riecht es nicht. Und doch stecken sie in einem Teufelskreis. Schätzungen zufolge sind in Deutschland rund 1,9 Millionen Menschen arzneimittelabhängig. Wie es zu einer Medikamentensucht kommen kann – und was Betroffene beim Weg aus der Abhängigkeit beachten sollten, zeigt das Gesundheitsmagazin „Apotheken Umschau“.
Kopfschmerz durch Medikamentenübergebrauch
Dass einige Arzneimittel in Apotheken ohne Rezept erhältlich sind, heißt nicht, dass sie frei von Risiken sind. So sei beispielsweise der Hinweis, einen Wirkstoff nicht länger als eine bestimmte Anzahl von Tagen einzunehmen, ernst zu nehmen, sagt Dr. André Said, Leiter der Geschäftsstelle der Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker. Das gilt auch für Arzneimittel, bei denen Laien vielleicht kaum Risiken vermuten. Beispiel Nasensprays. Die Person mit Schnupfen kann sich an die abschwellende Wirkung gewöhnen – und so eine Abhängigkeit entwickeln: Die Schleimhaut schwillt noch stärker an, die Nase ist ständig verstopft.
Für besonders tückisch hält die Hamburger Apothekerin Sabine Haul Kopfschmerz, der durch Medikamentenübergebrauch ausgelöst wird. Werden Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Paracetamol an mehr als zehn Tagen im Monat eingenommen, können sie ihrerseits Kopfschmerzen verursachen – der Einstieg in einen Teufelskreis.
Apotheke hilft bei Weg aus der Sucht
Etwa vier bis fünf Prozent aller häufig verordneten Arzneimittel haben ein besonderes Missbrauchs- oder Abhängigkeitspotenzial. Ganz vorne stehen die beruhigenden, angstlösenden und schlaffördernden Benzodiazepine wie etwa Lorazepam. Aber auch Schlafmittel aus der Gruppe der Z-Substanzen, etwa Zolpidem. Ein hohes Suchtpotenzial haben daneben Opioide wie Oxycodon, die vor allem in der Schmerztherapie oder nach Operationen verordnet werden. Opioide lösen auch Angstgefühle und können euphorisierend wirken – ein häufiger Grund für deren missbräuchliche Anwendung.
Der Weg aus der Sucht ist mitunter lang und erfordert ärztliche Begleitung. Auf keinen Fall in Eigenregie die Dosis senken oder das Medikament absetzen – dies birgt die Gefahr von schweren Entzugssymptomen. Auch kann eine therapeutische Begleitung notwendig sein. Eine Schlüsselrolle habe die Begleitung durch die Apotheke, betont Sabine Haul. Das Absetzen etwa eines jahrelang eingenommenen Beruhigungsmittels verlange den Betroffenen einiges ab, es könne dabei zu Rückschlägen kommen. „Da ist es gut, eine fachliche Anlaufstelle zu haben, zu der man täglich unkompliziert hingehen kann“, so die Apothekerin.