Dass Angehörige ihre Verwandten pflegen und sich um schwer Kranke kümmern, ist in Deutschland nichts Außergewöhnliches: So ergab eine exklusive Umfrage im Auftrag des Gesundheitsmagazins „Apotheken Umschau“, dass 29,7 Prozent der Deutschen ab 16 Jahren aktuell jemanden pflegen oder das in den letzten 24 Monaten getan haben. Was das im Alltag bedeutet, zeigen drei Geschichten aus dem Leben, die Teil des großen Titelthemas „Pflege“ sind.
Wie der kleine Noah, der in der 29. Schwangerschaftswoche mit einem seltenen Gendefekt zur Welt kam. Noah erhält Nahrung über eine Sonde in den Magen, braucht Medikamente, Krankenhausaufenthalte, Therapien. Fünf Jahre lang pflegte seine Mutter ihn alleine. „Ich dachte, das sei meine Aufgabe als Mutter.“ Dass ihr Sohn Anspruch auf Unterstützung und Pflegegrad hat, wusste sie nicht. 32 Prozent derjenigen, die vergeblich nach einem Pflegedienst suchen, fühlen sich alleingelassen und überlastet, so die Umfrage.
Georg Brosch pflegt seine Frau, die an Multipler Sklerose leidet, selbst. Dafür ging er in Rente, Urlaub kann er sich nicht einmal vorstellen. Der Pflegedienst, der montags bis freitags die Körperpflege übernimmt, besteht aus älteren Mitarbeitenden – das Paar fragt sich, was passiert, wenn diese in Rente gehen, eine Haushaltshilfe finden sie nicht.
Unterstützung sucht auch Ruslan, der seine 60-jährige an Demenz und Depressionen erkrankte Mutter zusammen mit seiner Schwester pflegt. Eine Pflegekraft, die flexibel einspringt, wenn beide verhindert sind, wünschen sie sich – doch konnten sie bisher keine finden. Die Mutter in ein Pflegeheim zu geben, können sich beide nicht vorstellen – ebenfalls Thema der Umfrage der Apotheken Umschau: Danach fürchten 34,1 Prozent, dass sie selbst oder ihre Angehörigen dort nicht gut versorgt werden.
27,4 Prozent der Pflegenden wenden mehr als 20 Stunden pro Woche für die Pflege auf. Und dazu unzählbare Energie.