Der Januar ist der Monat der Sensibilisierung für Gebärmutterhalskrebs und somit Erinnerung, die eigene Gesundheitsvorsorge in den Fokus zu rücken. Gebärmutterhalskrebs ist eine der häufigsten Krebserkrankungen bei Frauen weltweit, die nahezu zu 100 Prozent durch Humane Papillomviren (HPV) ausgelöst wird. Wie wichtig regelmäßige Krebsvorsorgeuntersuchungen und die HPV-Impfung sind, um die Prävention diese Krebsart voranzubringen, wird im Januar in Zusammenarbeit mit dem Berufsverband der Frauenärzte und der Initiative „ENTSCHIEDEN. Gegen Krebs“ besonders sichtbar gemacht.
HP-Viren sind weit verbreitet, es existieren zahlreiche Typen, darunter Hochrisikotypen, die unterschiedliche Krebserkrankungen verursachen können. 85 bis 90 Prozent aller sexuell aktiven Menschen infizieren sich im Laufe ihres Lebens mit HPV. Häufig heilt eine Infektion ohne gesundheitliche Probleme von selbst wieder ab. Besteht sie länger fort, können sich daraus Folgeerkrankungen wie Genitalwarzen oder bei HPV-Hochrisikotypen bestimmte Krebsvorstufen und Krebserkrankungen entwickeln. Von der Infektion bis zur Entstehung von Krebsarten wie bspw. Gebärmutterhalskrebs können oft mehrere Jahre bis Jahrzehnte vergehen. Die wichtigste Untersuchung zur Krebsfrüherkennung ist der Pap-Test bei der frauenärztlichen Untersuchung. Mithilfe des Zellabstriches vom Gebärmutterhals können Zellveränderungen oder Krebsvorstufen frühzeitig aufdeckt und eine Behandlung eingeleitet werden, noch bevor Folgeerkrankungen wie Gebärmutterhalskrebs entstehen. Trotzdem sterben täglich in Deutschland etwa 4 Frauen an Gebärmutterhalskrebs. Dabei können wir bestimmten HPV-bedingten Krebserkrankungen bereits vorbeugen: mit der HPV-Impfung.
HPV-Impfung: Deutschland weit unter Zielmarke
In aller Deutlichkeit: Die wichtigste Maßnahme gegen bestimmte HPV-Infektionen ist die prophylaktische Schutzimpfung, die idealerweise vor dem ersten Geschlechtsverkehr verabreicht wird. Die STIKO empfiehlt die Impfung gegen HPV für Mädchen und Jungen im Alter von 9 bis 14 Jahren. Spätestens bis zum Alter von 17 Jahren (Tag vor dem 18. Geburtstag) sollen versäumte Impfungen gegen HPV nachgeholt werden. Je früher geimpft wird, desto größer ist der Nutzen. „Dass nicht alle Eltern die Möglichkeit wahrnehmen, ihre Kinder gegen bestimmte HPV-bedingte Krebserkrankungen zu schützen, stößt in informierten Fachkreisen auf Unverständnis“, erklärt Dr. Cornelia Hösemann, Vorstandsmitglied im BVF, niedergelassene Frauenärztin und Mitglied der Sächsischen Impfkommission. „In verschiedenen Studien zeigte sich, dass die Einführung der HPV-Impfung zu einer Reduktion des Zervixkarzinomrisikos führen konnte. Darüber hinaus belegen weiterführende Studien eine signifikante Reduktion des Risikos für HPV-bedingte Genitalwarzen bei Frauen, die vollständig gegen HPV geimpft sind, im Vergleich zu Ungeimpften. Falls die Impfung im Alter von 9-17 Jahren nicht durchgeführt wurde, übernehmen auf Anfrage viele der gesetzlichen Krankenkassen auch die Kosten für die Impfung bis vor dem 27. Geburtstag.“
Ein Blick auf die Impfquoten in Deutschland verdeutlicht den Nachholbedarf: Im Jahr 2023 waren gerade einmal 55 Prozent der 15-jährigen Mädchen und 34 Prozent der 15-jährigen Jungen vollständig geimpft. Die WHO und auch die EU haben sich klar für die Impfung ausgesprochen (90 Prozent Impfquote bei 15-jährigen Mädchen bis 2030) und Länder wie Australien, Norwegen oder die UK zeigen mit Impfquoten von nahezu 90 Prozent, dass es möglich ist.
Auch Dr. Julia Löffler, Molekularmedizinerin vom Clinical Study Center (CSC) der Charité Universitätsmedizin pflichtet bei: „Es macht mich traurig, dass wir die Chance, bestimmten HPV-bedingten Krebserkrankungen vorbeugen zu können, nicht nutzen. Ein weiterer Wermutstropfen – die medizinisch-wissenschaftliche Grundlage für die HPV-Impfung wurde von Harald zu Hausen bei uns in Deutschland gelegt und dafür gab es auch den Nobelpreis – wir gehen mit diesem Erbe nicht besonders gut um.“
Beim Blick auf die Fortschritte in der Forschung, ist klar: Wissen um HPV und eine höhere Impfquote können Leben retten. In einer britischen Studie konnte bei jungen Frauen im Alter von 20 bis 30 Jahren nach Einführung der HPV-Impfung in England eine substanzielle Senkung von Gebärmutterhalskrebs bei Geimpften im Vergleich zu Ungeimpften beobachtet werden. Dieser Effekt war umso größer bei denen, die im Alter von 12-13 Jahren geimpft wurden. In dieser Altersgruppe lag die Reduktion bei 87%. In jedem Fall ist der erste Schritt zur Krebsvorsorge, sich zu informieren – ein guter Zeitpunkt ist dafür direkt der Gebärmutterhalskrebs-Awareness-Monat. Sowohl BVF als auch „ENTSCHIEDEN. Gegen Krebs“ werden Anfang des Jahres verstärkt und mit gebündelten Kräften über Aspekte von HPV und der Impfung informieren und fordern gemeinsam, die Gesundheitsvorsorge für Gebärmutterhalskrebs auf die Agenda zu setzen.
BVF und „ENTSCHIEDEN. Gegen Krebs.“ engagieren sich seit Jahren für eine breite Aufklärung über HPV und die Impfung
Seit der Empfehlung der HPV-Impfung erfolgte eine kontinuierliche Aufklärung zu den Chancen und dem richtigen Zeitpunkt der HPV-Impfung über das Patient:innen-Informationsportal „Frauenärzte im Netz“ sowie über Pressemitteilungen. Auf der Website wird auch über die Möglichkeit der Postkonisationsprophylaxe bzw. Rezidivprophylaxe nach Therapie von höhergradigen Zelleveränderungen und Krebsvorstufen informiert, die außerhalb der Schutzimpfungs-Richtlinie bei der Krankenkasse beantragt werden kann. Zudem unterstützt der BVF zusammen mit vielen anderen Fachorganisationen ausdrücklich die Initiative „ENTSCHIEDEN. Gegen Krebs“, die sich für Aufklärung rund um die HPV und die Impfung einsetzt. Um nochmals mehr auf die Vorteile der HPV-Impfung hinzuweisen und über HPV aufzuklären, wird der BVF im „Cervical Cancer Awareness Month“ wöchentlich einen Kurzbeitrag über einen Aspekt von HPV und der Impfung veröffentlichen.