Der Kommunikationsexperte Gerd Gigerenzer warnt in der aktuellen Ausgabe von ZEIT WISSEN davor, Ergebnisse von medizinischen Tests überzubewerten: „Die meisten Screening-Verfahren liefern viele falsch positive Ergebnisse, also Fehlalarme.“ Dies sei etwa beim Mammographie-Screening, also der Brustkrebsfrüherkennung, der Fall: „Wenn bei zehn Frauen etwas Verdächtiges gesehen wird, stellt sich bei weiteren Untersuchungen heraus, dass gerade einmal eine davon tatsächlich Krebs hat,“ sagt Gigerenzer, der Direktor am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung ist.

Gigerenzer befürchtet zudem, dass es häufig zu übertriebenen Reaktionen der Patienten kommt: „Es kann sein, dass Sie irgendwann einen Preis zahlen, weil sie sich falsch entscheiden, etwa ein Medikament mit starken Nebenwirkungen zu nehmen, das fast nichts bringt.“ Der Forscher appelliert deswegen an die Ärzte, sich klarer auszudrücken. Die Patienten sollten in der Lage sein, ihre Entscheidungen vernünftig und emotional zugleich zu treffen. „Wenn Sie nicht verstehen, sind Ihre Emotionen manipulierbar.“ ZEIT WISSEN zeigt im Rahmen der Titelstrecke „Wie gesund sind wir morgen?“ die unterschiedlichen Formen prädiktiver Diagnostik, Vor- und Nachteile medizinischer Tests in der Krebs-Früherkennung und welche Screenings tatsächlich nutzen.

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