Melatonin ist out – das neue Schlafprotein heißt Glycin. Neurophysiologen um Michael Case und Peter Soja von der Universität von Britisch-Kolumbien in Vancouver (Kanada) berichten im weltweit führenden Fachjournal „Sleep“ (Ausgabe November 2008) über die schlafstimulierende Wirkung dieser kleinsten der insgesamt 20 Eiweißbausteine: „Glycin hemmt wie ein polsterndes Kissen die Übertragung von Nervenreizen, führt somit zur Muskelerschlaffung“ – wichtiger Kippschalter in den wohltuenden Schlaf.

Körperlicher oder mentaler Stress, z. B. durch Probleme, Konflikte usw., wirkt adrenerg, verengt Gefäße, erhöht somit den Blutdruck und steigert die Herz- und Hirnleistung. Dadurch bleibt man wach, findet keine Entspannung – selbst wenn man noch so todmüde in die Federn gesunken ist.

Glycin legt nach neuen Erkenntnissen bestimmte Motoneuronen in Muskeln still. In dem gelartig angefüllten so genannten synaptischen Spalt zwischen Nervenzellen blockiert der Eiweißbaustein Wachreflexe im Hirnstamm, im Rückenmark und auch in der Retina, der Netzhaut unserer Augen. Wissenschaftler nennen dies eine postsynaptische „Bremse“. Die Aminosäure hat demnach einen völlig anderen Wirkmechanismus als alle bislang bekannten Schlafmittel, die mehr oder weniger nur betäubend wirken. Sanft entspannen, schnell einschlafen: Glycinerge „Schlafneuronen“ schalten sensorische Reize wie das Hören oder Riechen aus, leiten beruhigend in erholsame Tiefschlafphasen. Frauen und Männer mit Ein- und Durchschlafstörungen leiden häufig unter Glycin-Mangel. Sie wälzen sich nachts unruhig im Bett, Nerven kommen nicht zur Ruhe.

In den USA gilt der Eiweißbaustein inzwischen als natürliche Schlafdroge der Zukunft. Auf welche Weise Glycin beim Einschlafen wirkt, schildert Dr. med. Irmgard Niestroj in ihrem soeben erschienenen Buch „Süßer Schlaf – das wissenschaftliche Hell-Dunkel-Programm“ (Klaus Oberbeil Verlag, 192 S.).

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