Heute stellt die Bundesdrogenbeauftragte Mechthild Dyckmans (FDP) ihren jährlichen Drogen- und Suchtbericht im Berliner Haus der Bundespressekonferenz vor. Unter anderem wird Frau Dyckmans berichten, dass die Zahl der durch Drogenkonsum verursachten Todesfälle in Deutschland erfreulicherweise stark gesunken sei.

Dem Drogenbericht der Bundesregierung zufolge ist die Zahl der Drogentoten in Deutschland von 1237 (2010) auf 968 (2011) gesunken. Ein Blick in die Statistik des Bundeskriminalamtes zeigt, dass diese Entwicklung hauptsächlich auf eine Halbierung der Heroin-Todesfälle zurückzuführen ist. Sie sank von 529 (2010) auf 279 (2011). Alle anderen Sterbefälle im Zusammenhang mit Drogenkonsum (Kokain, Amphetamin, Ecstasy) blieben 2011 – wie die Jahre zuvor – auf gleichem Niveau. Wie den Berichten des Bundeskriminalamtes (Jahreskurzlage Rauschgift) zu entnehmen ist, liegt die Zahl der Herointoten seit dem Jahr 2006 konstant zwischen 500 und 600 pro Jahr. Wie aber ist die rechnerische Halbierung im Jahr 2011 zu erklären?

Dr. Ingo Rempel, Generalsekretär des Dachverbands substituierender Ärzte Deutschlands e. V. (DSÄ): „Wir vermuten, dass die Zählweise für die Statistik verändert wurde, um einen Erfolg zu vermelden. Die Realität ist jedoch anders. Der mit der Substitution eingeschlagene Weg raus aus der Verelendung endet vielerorts in ein System staatlich subventionierten Drogenkosums mit laxen Kontrollen. Maßnahmen zur Erhöhung der Sicherheit des Betäubungsmittelverkehrs und der Substitutionsmittel werden nicht weiterentwickelt. Betäubungsmittelrezepte werden in Hamburg bedenkenlos ausgehändigt, Substitutionsmedikamente abgezweigt und auf dem Schwarzmarkt gehandelt. Kinder, wie die elfjährigen Chantal, sterben an einer Methadonvergiftung. In Bremen findet die Behörde in den Haaren von 97 Kindern Rückstände von Drogen und Methadon. Und es passiert nichts. Das alles ist ein gewaltiges politisches Versagen.“

Dr. Ingo Rempel weist darauf hin, dass der Bundesdrogenbeauftragten seit über zwei Jahren alarmierende Ergebnisse der vom Bundesgesundheitsministerium in Auftrag gegebenen PREMOS-Studie vorliegen. In dieser Studie wurde über einen Zeitraum von sieben Jahren hinweg die Effektivität der Substitutionsbehandlung in Deutschland untersucht und eklatante Defizite aufgedeckt.

Dr. Ingo Rempel: „Die Drogensucht ist nicht nur für Dealer ein gutes Geschäft. Zu viele Verantwortliche geben sich mit dem katastrophalen Status Quo in der deutschen Suchtmedizin zufrieden.“

Der Dachverband der substituierenden Ärzte Deutschlands e.V. setzt sich regional und bundesweit für alle Belange der niedergelassenen Substitutionsärzte ein. Dazu gehören die Qualität der Substitution, die Rechtssicherheit für die substituierenden Ärzte sowie deren angemessene Honorierung. Dabei steht der Verband in allen Fachfragen in regem Kontakt zu anderen Disziplinen.

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