Viele Leberkrankheiten werden Jahre zu spät entdeckt, denn die Leber hat kein Schmerzempfinden und deshalb bleiben warnende Symptome oft aus. Beschwerden wie Müdigkeit oder Druck im rechten Oberbauch sind eher unspezifisch, und auch das Klischee des Hepatitispatienten mit Gelbsucht trifft nur selten zu. Infektionen, toxische Einflüsse wie Alkohol und Medikamente, Übergewicht, Krankheiten des Stoffwechsels oder des Immunsystems können dazu führen, dass die Leber geschädigt wird.

„So unterschiedlich die Ursachen einer Leberkrankheit auch sein können, viele haben eine gefährliche Gemeinsamkeit: Sie können im Endstadium zu einer Narbenleber, einer so genannten Leberzirrhose führen. Die Komplikationen einer Zirrhose sind lebensbedrohlich,“ sagte Prof. Dr. Tobias Heintges von der Deutschen Leberhilfe e.V. anlässlich des 9. Deutschen Lebertages (20.11.2008). Es könne zu einer Vergiftung des Gehirns kommen, zu inneren Blutungen oder einem Wasserbauch. Neben der Leber können auch andere lebenswichtige Organe wie Niere und Lunge versagen. Zudem besteht bei chronischen Leberkrankheiten ein erhöhtes Risiko von Leberkrebs, der oft nur schwer behandelbar ist. Menschen mit Leberzirrhose sind besonders krebsgefährdet.

Im Spätstadium der Leberzirrhose können meist nur noch die Komplikationen behandelt werden. Bei fortschreitender Leberschädigung bleibt als letzter Ausweg nur eine Lebertransplantation. Da in Deutschland Organmangel herrscht, sterben jedoch viele Menschen, bevor sie ein neues Organ erhalten. Eine rechtzeitige Diagnose kann diese Spätfolgen verhindern; denn bei früher Entdeckung lassen sich viele Leberkrankheiten sehr wirksam behandeln. Die Therapie ist dabei je nach Erkrankung völlig unterschiedlich, teilweise sogar entgegengesetzt.

Chronische Virusinfektionen wie Hepatitis B und C lassen sich mit antiviralen Medikamenten behandeln. Bei chronischer Hepatitis B wird dadurch die Virenmenge gesenkt und Spätfolgen wie Zirrhose und Krebs verhindert. Die Hepatitis C ist inzwischen sogar zu einer heilbaren Erkrankung geworden: Je nach Situation können 50 bis 90 Prozent der Hepatitis-C-Patienten geheilt werden.

Eine Fettleberentzündung (nicht alkoholische Steatohepatitis, NASH) kann durch eine rechtzeitige Ernährungsumstellung und Gewichtsreduktion vollständig zurückgebildet werden. Bei der erblich bedingten Eisenspeicherkrankheit können regelmäßige Aderlässe verhindern, dass es durch eine Eisenvergiftung zu schweren Schäden an Leber, Herz und anderen Organen kommt. Bei Autoimmunhepatitis greift das eigene Immunsystem aus ungeklärten Gründen die Leber an. Medikamente die das Immunsystem unterdrücken (Immunsuppressiva) können verhindern, dass die Leber innerhalb kurzer Zeit versagt oder nach wenigen Monaten oder Jahren eine Zirrhose entsteht.

Dies sind nur einige Beispiele, welche Schicksale sich durch eine rechtzeitige Diagnose vermeiden lassen. Doch hierfür ist es notwendig, eine Leberkrankheit frühzeitig zu entdecken. Ein einfacher Bluttest kann schon den ersten Verdacht begründen. Der wichtigste Leberwert, der einen möglichen Leberschaden anzeigt, ist das Enzym GPT (Glutamat-Pyruvat-Transaminase) Der Leberwert GPT steigt vor allem dann an, wenn Leberzellen geschädigt werden. Leider wird dieser Wert in der täglichen Praxisroutine immer seltener untersucht. Daher sollte der GPT-Wert in den Check-up 35 aufgenommen werden.

Die Hausärzte sind dabei ebenfalls gefordert: Bei unklaren Symptomen wie z.B. unerklärlicher Müdigkeit, Depressionen oder Druckgefühl im rechten Oberbauch sollte an eine Leberkrankheit gedacht werden. Wünschenswert wäre es, bei Risikogruppen nach entsprechenden Krankheiten zu suchen: Zum Beispiel sollte auf Hepatitis B und C untersucht werden, wenn Menschen vor 1992 Blutprodukte erhalten haben (HCV-Risiko), aus Ländern mit hoher Verbreitung von Hepatitis B/C stammen oder Drogen konsumiert haben. Bei starkem Übergewicht und Diabetes sollte an eine Fettleber gedacht werden. Werden erhöhte Leberwerte festgestellt, muss eine weitere Abklärung erfolgen, denn Leberkrankheiten können jeden Menschen treffen, zu jeder Zeit.

Web: www.leberhilfe.org

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