Britische Ärzte erforschen laut Bild-Online (30. März) die Brustvergrößerung mit Stammfettzellen. Auch in Deutschland wenden Ästhetisch-Plastische Chirurgen die neue Methode erfolgreich an. DGÄPC-Präsident Dr. Joachim Graf von Finckenstein und DGÄPC-Beiratsmitglied Dr. Klaus Ueberreiter klären im Interview über neueste Möglichkeiten und Grenzen auf.

Wie nutzen Ästhetisch-Plastische Chirurgen Stammzellen aus Fettgewebe?

Dr. Ueberreiter: „Fettgewebe erneuert sich ständig aus so genannten Stammzellen. Diese liegen im Gewebeverband zusammen mit den Fettzellen. Wenn die Fettzellen absterben, was regelmäßig nach spätestens vier Wochen der Fall ist, wachsen gleichzeitig die Fettstammzellen heran. So unterliegt unser Fettgewebe einer ständigen Erneuerung. Die Stammzellen werden mit Fettgewebe vermischt und in die Brust gespritzt.“

Wie werden diese Stammzellen aus dem Körper der Patienten gewonnen?

Dr. von Finckenstein: „Wir entnehmen dem Patienten mittels Liposuktion, also Fettabsaugung, Fettzellen aus dem Körper. Darunter befinden sich auch Stammzellen. Ästhetisch-Plastische Chirurgen können heute eine ausgesprochen schonende Methode anwenden: Mit einem Wasserstrahl werden die Zellen vorsichtig herausgelöst, bevor der Operateur sie in kleinen Mengen wieder einpflanzt. So überleben möglichst viele Zellen die Verpflanzung.“

Kann die Brustvergrößerung mit Stammzellen Brustimplantate aus Silikon ersetzen?

Dr. von Finckenstein: „Stammfettzellen können sowohl zur Modellierung als auch zur Vergrößerung eingesetzt werden. Allerdings sind wir hier in Deutschland noch nicht so weit, ein großes Silikonkissen zu ersetzen. Patienten sollten also keine zu hohen Erwartungen haben.“

Dr. Ueberreiter: „Es ist aber schon heute eine Alternative für Frauen, welche einerseits Fettpölsterchen haben und andererseits an der Brust mehr Volumen wünschen. Auch zur Auffüllung von Defekten nach Krebsoperationen oder bei anhaltenden Problemen mit Silikon-Implantaten ist es eine gute Lösung.“

Als wie ausgereift beurteilen Fachärzte das Verfahren?

Dr. von Finckenstein: „Noch vor einigen Jahren galt die Eigenfettverpflanzung als verpönt. Aber da standen auch noch weniger ausgereifte Techniken zur Verfügung. Heute können kleinste Mengen in unterschiedliche Gewebeschichten verteilt werden. Das ist allerdings ein noch neues Verfahren und nicht allen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen bekannt.“

Welche Gefahren bestehen für Patienten, die schon heute eine solche Operation durchführen lassen?

Dr. Ueberreiter: „Echte Gefahren bestehen bei der Eigengewebetransplantation von Fettzellen für die Patienten nicht. Wenn allerdings das Fett nur durch grobe Liposuktion gewonnen und nicht entsprechend schonend behandelt wird, können sich am Ort der Einspritzung im Laufe von zwei bis fünf Jahren Verkalkungen und Zysten bilden.“

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