Anlässlich der Vorstellung des Handbuchs der Bundesärztekammer „Familienfreundlicher Arbeitsplatz für Ärztinnen und Ärzte – Lebensqualität in der Berufsausübung“ im Bundesministerium für Gesundheit in Berlin, sagte Bundesgesundheitsminister Dr. Philipp Rösler: „Es ist offensichtlich, dass sich vor dem Hintergrund des demografischen Wandels und des drohenden Ärztemangels alle Beteiligten zusammentun müssen, um den Arztberuf und die Heil- und Pflegeberufe wieder attraktiver zu machen. Ein wichtiger Schritt dazu ist es, den Weg für mehr familienfreundliche Arzt- und Pflegeberufe zu ebnen. Dazu arbeitet eine Arbeitsgruppe in meinem Haus an gemeinsamen Vorschlägen. Das Handbuch der Bundesärztekammer gibt schon jetzt einen Einblick, wie familienorientierte Arbeitsbedingungen für Ärztinnen und Ärzte künftig aussehen könnten.”

Checklisten für familienfreundliche Arbeitsplätze

Flexible Dienstpläne, Teilzeitarbeit und Kita-Plätze sind in vielen Krankenhäusern nach wie vor Mangelware. Viele Ärztinnen und Ärzte stehen deshalb vor der schwierigen Entscheidung, den Kinderwunsch aufzuschieben oder ihre berufliche Tätigkeit aufzugeben. Kind und Karriere dürfen sich aber nicht ausschließen.

„Früher lebten die Ärzte um zu arbeiten, dann arbeiteten sie um zu leben. Und heute wollen die Ärzte beim arbeiten auch leben. Das müssen die Klinikbetreiber endlich verinnerlichen. Nur so können wir in Zeiten des Ärztemangels wieder mehr junge Medizinabsolventen für die Patientenversorgung begeistern“, sagte Dr. Frank Ulrich Montgomery, Vizepräsident der Bundesärztekammer. Die Kliniken stünden untereinander im intensiven Wettbewerb um gut qualifizierte Ärztinnen und Ärzte. „Trotzdem haben viele Träger noch nicht erkannt, dass nur diejenigen einen Standortvorteil aufweisen können, die die Vereinbarkeit von Familie und Beruf aktiv fördern“, so Montgomery.

Wie ein familienfreundlicher Arbeitsplatz auch im ambulanten Sektor aussehen kann, zeigen in dem Handbuch aufgeführte Gemeinden, die zumindest für Wochenenden und Feiertage Notdienstzentralen eingerichtet haben. In denen verrichten Ärztinnen und Ärzte Bereitschaftsdienste in Schichten und übernehmen so die Präsenzpflichten der niedergelassenen Kollegen. Zudem sind in dem Handbuch Checklisten und Anforderungsprofile für familienfreundliche Einrichtungen aufgelistet. Mit „Ja“, „Nein“ oder „geplant“ können etwa Fragen nach flexibler Elternzeit- und Teilzeitregelungen, Kontaktpflege während der Elternzeit oder arbeitsplatznahen Kinderbetreuungsmöglichkeiten beantwortet werden. Die Checkliste „Medizin studieren mit Kind“ fragt unter anderem ab, ob es stillenden Müttern erlaubt ist, ihr Kind mit in Vorlesungen zu nehmen oder ob Kurse gleichen Inhalts zu verschiedenen Uhrzeiten angeboten werden. Ärztinnen und Ärzte können diese Checklisten nutzen, um den für sie geeigneten Arbeits- beziehungsweise Studienplatz zu identifizieren. Arbeitgeber und Universitäten können anhand der Checklisten überprüfen, ob sie die Vereinbarkeit von Familie und Beruf bewusst fördern.

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