Alkohol, Übergewicht, Bewegungsmangel – all das sind Risikofaktoren, von denen manche Menschen in der Coronapandemie noch stärker betroffen waren als zuvor. Dabei können diese und andere Risikofaktoren die Entstehung von Erkrankungen befördern. Um für die betroffenen Menschen passende präventionsbezogene Informationsangebote schaffen zu können, ist es wichtig zu wissen, wie sich Menschen mit Risikofaktoren informieren. Welche Informationsangebote werden besonders genutzt und wen erreicht man wo am besten? Die neue Ausgabe des trendmonitors der Stiftung Gesundheitswissen mit Daten aus der Studie HINTS Germany gibt Antworten.
Die Coronapandemie brachte viele soziale und gesellschaftliche Veränderungen mit sich – auch gesundheitliche. So zeigen Studien, dass Menschen, die bereits von starkem Übergewicht betroffen waren, in der Pandemie weiter an Gewicht zunahmen und so mancher bewegte sich in dieser Zeit noch weniger. Auch wenn nicht alle Erkrankungen vermeidbar sind, so haben doch die eigenen Verhaltens- und Lebensweisen Einfluss auf die Gesundheit. Vielen Menschen fällt es aber schwer, einen gesunden Lebensstil in die Tat umzusetzen. Sie rauchen, ernähren sich ungesund oder bewegen sich zu wenig. „Der Wert der eigenen Gesundheit ist ein hohes Gut,“ betont Dr. Ralf Suhr, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Gesundheitswissen. „Mit Blick auf die Entstehung und den Verlauf chronischer Erkrankungen ist es daher wichtig, Menschen – vor allem auch jene mit Risikofaktoren – mit präventiven Maßnahmen zu erreichen,“ so Suhr. Die aktuelle Auswertung des „Health Information National Trend Survey (HINTS) Germany“, einer Studie der Stiftung Gesundheitswissen und des Hanover Centre for Health Communication, liefert dabei wichtige Erkenntnisse zum Informationsverhalten von Menschen mit Risikofaktoren. Es lassen sich daraus Impulse für mögliche Kommunikationsansätze und -strategien ableiten. In der Studie wurden die Risikofaktoren Tabakkonsum, riskanter Alkoholkonsum, Belastungserleben, Bewegungsmangel und Adipositas untersucht.
Jung und risikoreich
Risikofaktoren sind ungleich in der Bevölkerung verteilt: Fast 30 Prozent der Männer konsumieren Tabak und 23,2 Prozent gaben einen riskanten Alkoholkonsum an, während Rauchen oder riskanter Alkoholkonsum bei Frauen mit 22,7 Prozent bzw. 9,5 Prozent weit weniger verbreitet sind. Sie sind eher von Bewegungsmangel oder Belastungserleben betroffen. Die fünf betrachteten Risikofaktoren Tabakkonsum, riskanter Alkoholkonsum, Belastungserleben, Bewegungsmangel und Adipositas sind auch innerhalb der Altersgruppen ungleich verteilt. So lebt die jüngste Altersgruppe am risikoreichsten. Nur 23,2 Prozent der 18-39-Jährigen schlossen einen der fünf erhobenen Risikofaktoren für sich aus.
Informationsverhalten und Risikofaktoren hängen zusammen
Ob Menschen mit einem Risikofaktor leben, scheint zu beeinflussen, wie sie sich informieren. So zeigen die Daten, dass Befragte, die angaben, dass einer der fünf untersuchten Risikofaktoren auf sie zutreffe, weniger nach gesundheitlichen Themen suchen als jene ohne einen dieser Faktoren. Außerdem haben die unterschiedlichen Risikofaktoren Einfluss darauf, welche Informationsquelle primär genutzt wird: Von Adipositas und erhöhtem Belastungserleben Betroffene fragen vor allem Ärzte nach Gesundheitsinformationen (58,5 % bzw. 55,3 %), während durchschnittlich nur 48,0 Prozent aller Befragten diese Quelle nutzten. Online nach gesundheitlichen Themen zu suchen ist weiter verbreitet bei Personen ohne eines der Risiken. Eine Ausnahme bilden hier sowohl Menschen mit riskantem Alkoholkonsum als auch mit Bewegungsmangel. Sie neigen mit 37,8 Prozent und 33,7 Prozent häufiger dazu das Internet zu nutzen als der Durchschnitt der Befragten (31,3 %).
Videos zu gesundheitsbezogenen Themen vermehrt bei Risiko
Generell besteht über alle befragten Gruppen hinweg ein Trend, gesundheitsbezogene Informationen über Videoformate zu beziehen. Menschen mit einem der Risikofaktoren nutzen diese Möglichkeit sogar noch öfter. Besonders häufig tun dies im Vergleich zum Durchschnitt mit 32 Prozent, Befragte mit hohem Belastungserleben (46,4 %) und riskantem Alkoholkonsum (38,9 %).