Drei von vier Deutschen kennen in ihrem Umfeld Menschen, die psychisch erkrankt waren oder sind.[1] Im Kontakt mit ihnen herrscht oft Unsicherheit: Darf ich etwas sagen? Soll ich etwas sagen? Und wenn ja, was? Worte können gerade bei depressiven Menschen in akuten Phasen eine große Gefühls-Dynamik auslösen. Gut gemeinte Tipps oder Ratschläge, wie „Steh doch einfach auf“, „Reiß dich doch mal zusammen“ oder „Andere haben es noch schlechter“ verfehlen ihr Ziel.

Priv. Doz. Dr. med. Andreas Jähne, Ärztlicher Direktor der Oberberg Fachklinik Rhein-Jura und der Oberberg Tagesklinik Lörrach, erklärt: „Wichtig für Angehörige, Freunde oder Kollegen ist das Grundverständnis, dass es sich im psychischen Bereich um – teilweise schwere – medizinische Erkrankungen handelt. Psychische Krisen können für Außenstehende zwar abstrakt wirken, aber mit reiner Willenskraft lassen sich die Probleme genauso wenig überwinden wie ein gebrochener Arm.“

Psychische Erkrankungen können effektiv vom Facharzt behandelt werden, in den meisten Fällen von Psychiaterinnen und Psychiatern oder Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten. Ärztinnen und Ärzte können neben den Gesprächen mit ihren Patientinnen und Patienten begleitend zur Therapie je nach Falldiagnose auch Medikamente verordnen und einschätzen, ob eine stationäre oder teilstationäre Behandlung erforderlich ist.

Konkrete Hilfsangebote machen

Von Verwandten, Partnerinnen und Partnern sowie von Freundinnen und Freunden wird erwartet, dass sie Betroffenen verständnisvoll zur Seite stehen. Dr. Jähne, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, sagt: „Machen Sie konkrete Hilfsangebote und bleiben Sie dabei geduldig. Nicht immer können Betroffene diese sofort annehmen. Aber ein allgemeines ,Melde Dich jederzeit, wenn Du etwas brauchst‘ ist für psychisch Leidende schwieriger umzusetzen, als das konkrete Angebot ,Ich möchte heute Nachmittag einen kleinen Spaziergang mit Dir machen‘. Diese Angebote können Sie wiederholt aussprechen.“

Gerade in der Anfangszeit einer psychischen Erkrankung kann auch die Arzt- und Terminvereinbarung eine große Hürde sein. Hier kann bei der Recherche und Voranbahnung zum Erstgespräch geholfen werden.

Mutmacher gesucht

Im Umgang mit psychischen Erkrankten hilft es, Mut zu machen. Wichtig ist dabei, auf Tatsachen zu setzen. Dr. Jähne gibt Beispiele: „Es ist in Ordnung, wenn Du dich heute nicht traust aus dem Haus zu gehen. Die Woche hat sieben Tage. Es bleibt genug Zeit, um das zu erledigen.“ Auch: „Du hast jetzt einen Therapieplatz. Das ist ein wichtiger Schritt. Die Ärztinnen und Ärzte werden Dir helfen.“

Hilfe auch für Angehörige

Freundinnen und Freunde, Familienmitglieder, der Partner oder die Partnerin – sie alle sind für den Heilungsprozesses des Betroffenen sehr wichtig. „Auch für die Bezugspersonen kann dieser Prozess sehr fordernd sein und mitunter die eigenen Kräfte übersteigen. Wenn der oder die Betroffene einverstanden ist, können sich Angehörige auch an die behandelnde Ärztin oder den Arzt wenden und Informationen weitergeben. Damit alles Wichtige ankommt, selbst wenn es der Patientin oder dem Patienten schwerfällt sich auszudrücken. Darüber hinaus kann es hilfreich sein, auch als Angehörige Hilfe in Anspruch zu nehmen“, erklärt Dr. Jähne.

Die Oberberg Gruppe hat als führender Verbund privater Kliniken für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie in ihrem ganzheitlichen Therapieansatz auch das Umfeld ihrer Patientinnen und Patienten im Blick und bietet auch Angehörigen professionelle Hilfe. Das Leid der Angehörigen ist oft umso größer, je näher sie dem Betroffenen stehen. Das Angebot der Oberberg Fachkliniken reicht von regelmäßigen Angehörigen-Gesprächen, Selbsthilfegruppen bis zu einer eigenen therapeutischen Behandlung. Bundesweit arbeitet die Gruppe in den Ballungsräumen mit Kooperationspartnern, die mit den Therapieformen der Oberberg Fachkliniken vertraut sind, zusammen: die Oberberg City Centers.

[1] Initiative Neue Qualität der Arbeit 2020: Offener Umgang mit psychischer Gesundheit https://ots.de/XuYmsa

Mehr zu Priv. Doz. Dr. med. Andreas Jähne, Ärztlicher Direktor der Oberberg Fachklinik Rhein-Jura: https://www.oberbergkliniken.de/unser-team/priv-doz-dr-med-andreas-jaehne

Mehr zur Hilfe für Angehörige von psychisch kranken Menschen: https://www.oberbergkliniken.de/angehoerige

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