Wie schätzen Eltern die Gesundheit ihrer Kinder ein? Was tun sie, wenn ihr Kind krank ist? Welche Krankheiten fürchten sie? Für die repräsentative Studie „Fit für’s Leben – Kindergesundheit 2009“ im Auftrag der Zeitschrift ELTERN und der Krankenkasse DAK befragte forsa insgesamt 1.008 Personen mit mindestens einem Kind bis sechs Jahre. Die Ergebnisse werden in der aktuellen April-Ausgabe von ELTERN (ab morgen im Handel) vorgestellt.

Gesunde Landkinder – kranke Stadtkinder
Die gute Nachricht zuerst: Der überwiegende Teil der deutschen Kinder ist  grundsätzlich gesund. 28 Prozent der befragten Eltern geben jedoch an, dass ihr Kind an einer chronischen Erkrankung leidet wie beispielsweise Neurodermitis (14 Prozent), Heuschnupfen (5 Prozent) oder Asthma (3 Prozent). Es zeigt sich, dass die Größe des Wohnortes dabei eine entscheidende Rolle spielt: Kinder, die in kleineren Orten mit weniger als 5.000 Einwohnern leben, leiden seltener an chronischen Beschwerden als Kinder in größeren Städten. In Großstädten (>100.000) sind lediglich 65 Prozent der Kinder beschwerdefrei, in kleineren Orten (< 5.000) sind es 83 Prozent. Das gleiche Phänomen ist bei regelmäßigen akuten Beschwerden wie zum Beispiel Erkrankungen der Atemwege, der Ohren oder Haut zu beobachten. Analog zu den chronischen Erkrankungen scheinen Kinder, die in Orten mit mehr als 100.000 Einwohnern leben, überdurchschnittlich oft akut zu erkranken. Dort sind lediglich die Kinder von rund einem Drittel der Eltern beschwerdefrei (32 Prozent), während dies in Orten mit weniger als 5.000 Einwohnern bei 44 Prozent der Fall ist.

Eltern fürchten das Zappelphilipp-Syndrom am meisten
„Von welchen gesundheitlichen Störungen fürchten Sie am meisten, dass Ihr Kind sie bekommen könnte?“ Mit Abstand die meisten Befragten (44 Prozent) antworteten hier mit dem Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom – kurz AD(H)S. Ein Drittel der Eltern fürchtet sich vor asthmatischen Erkrankungen ihrer Kinder (32 Prozent). Es folgen unter anderem Diabetes (28 Prozent), Neurodermitis (26 Prozent), Übergewicht (23 Prozent). Auffallend ist ein starkes Nord-Süd-Gefälle: Während mehr als die Hälfte der süddeutschen Befragten (53 Prozent) sich vor AD(H)S fürchtet, sind es im Norden nur 32 Prozent. Auch der Bildungsabschluss der Eltern führt zu Unterschieden. So fürchten Eltern mit Hauptschulabschluss die Erkrankung ihres Kindes an AD(H)S mit 52 Prozent signifikant häufiger als Eltern mit Abitur oder Hochschulabschluss (33 Prozent).

Wickel, Kompressen und Heiltees:
beliebte Hausmittel Die deutliche Mehrheit der befragten Eltern legt einen gelassenen Pragmatismus an den Tag wenn es die Kleinen erwischt hat. 60 Prozent der Befragten sagen von sich: „Mit vielen Wehwehchen und Krankheiten der Kinder werde ich selbst fertig.“ Erstaunlich selbstbewusst sind vor allem die jüngeren Eltern bis 30 Jahre (70 Prozent Zustimmung). Das gleiche gilt für Mütter gegenüber Vätern. Letztere verhalten sich deutlich vorsichtiger – 49 Prozent der Papas gehen lieber auf Nummer sicher und suchen frühzeitig einen Arzt auf oder holen sich anderweitig Hilfe. Zwei Drittel (68 Prozent) der Mütter hingegen, behandeln zunächst in „Eigenregie“. Kommen Hausmittel zum Einsatz, ist es meistens das Inhalieren (49 Prozent), gefolgt von Wickeln und Kompressen (44 Prozent), Heilkost (38 Prozent), Bädern (37 Prozent) und Heiltees (34 Prozent). Schwitzkuren und Wechselbäder werden dagegen äußerst selten angewendet (6 und 3 Prozent). Lediglich neun Prozent der befragten Eltern verwenden gar keine Hausmittel.

Impfgegner – doch nur eine Minderheit?
Über den Sinn des Impfens wird unter Eltern viel diskutiert. Doch die Studie zeigt: Nur ein Prozent der Eltern sind prinzipiell dagegen. Solange es der Arzt empfiehlt, hat die große Mehrheit von 91 Prozent der Befragten mit dem Impfen ihrer Kinder kein Problem. In Ausnahmefällen vertretbar finden es acht Prozent. Mit der Verabreichung von Antibiotika hingeben haben nur 41 Prozent kein Problem, während 58 Prozent es nur in Ausnahmefällen vertretbar finden. Für  zwei Prozent kommt es grundsätzlich nicht in Frage. Nicht nur unter Eltern immer wieder heiß diskutiert ist die Frage nach der Verwendung von homöopathischen Behandlungsmethoden. Die Studie zeigt, dass die meisten Befragten (45 Prozent) ihr Kind manchmal homöopathisch behandeln lassen, ein Fünftel macht dies wann immer es geht und 34 Prozent verwenden diese Art der Behandlung nie. Das Vertrauen in die alternativen Heilmethoden liegt unter dem der Schulmedizin. 56 Prozent haben „sehr großes Vertrauen“ in die schulmedizinische Behandlung (Alternativmedizin: 24 Prozent). Prinzipiell vertrauen mehr Frauen als Männer alternativen Heilmethoden (31 vs. 15 Prozent).

48 Prozent sind mit dem deutschen Gesundheitssystem nicht zufrieden
Beim Gesundheitssystem scheiden sich die Geister: Die eine Hälfte der befragten Eltern gibt ihm gute Noten, die andere Hälfte nicht. Dabei steigt die Zufriedenheit eindeutig mit dem Einkommen. Eltern mit geringerem Einkommen sind zu 61 Prozent „weniger“ oder „gar nicht zufrieden“ (Gutverdiener: 41 Prozent). Am meisten stören sich die unzufriedenen Eltern an „Zuzahlungen“ (39 Prozent) und „Zweiklassenmedizin“ (29 Prozent). Befragt nach den Erwartungen an die Krankenkassen steht mit 80 Prozent daher auch die „Kostenübernahme möglichst vieler medizinischer Leistungen“ an erster Stelle, gefolgt von „einer ausreichenden Grundversorgung mit möglichst wenigen Zuzahlungen (62 Prozent) und der „Finanzierung alternativer Heilmethoden“ (40 Prozent).

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