Ärzte haben eine Schlüsselfunktion bei der Aufklärung über Organspen-de, leiden aber selbst unter mangelhaften Informationen. Dies ergab eine Umfrage des Instituts TNS Emnid unter niedergelassenen Allgemeinme-dizinern und Fachärzten im Auftrag des Verbandes der privaten Kran-kenversicherung (PKV). Demnach hat jeder zweite Arzt selbst einen Or-ganspendeausweis und 78 Prozent der Befragten schätzen ihren Einfluss auf die Steigerung der Organspendebereitschaft hoch ein.

„Rund 12.000 Menschen warten auf ein lebensrettendes Spenderorgan, drei davon sterben täglich, weil es immer noch nicht genügend Organ-spenden gibt“, erklärt Prof. Dr. Jürgen Fritze, Leitender Verbandsarzt der PKV. Die Umfrage zeige, welche Schlüsselrolle den Hausärzten zur Stei-gerung der Organspendebereitschaft zukomme. „Wir brauchen daher noch mehr Ärzte, die ihre Patienten über die Organspende aufklären. Dabei ist es wichtig, dass sie mit gutem Beispiel vorangehen: Die Studie zeigt auch, dass diejenigen Ärzte, die selber Organspender sind, ihre Patienten gezielt über die Spendemöglichkeiten informieren“, so Fritze.

Die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) will nun insbesondere die Hausärzte als Ratgeber gewinnen. „Ein Knackpunkt ist, dass die Ärz-te die Organspendebereitschaft der Menschen anscheinend viel niedriger einschätzen als sie tatsächlich ist“, erklärt Prof. Dr. Günter Kirste, Medizi-nischer Vorstand der DSO. „Auch hier gilt, nur wer selbst informiert und überzeugt ist, kann das Thema Organspende offen bei seinen Patienten ansprechen und damit wertvolle Überzeugungsarbeit leisten.“

„Die niedergelassenen Ärzte können wichtige Impulse geben, indem sie Informationsmaterial und Organspendeausweise auslegen und als kom-petenter Ansprechpartner zur Verfügung stehen“, unterstreicht Dr. Tho-mas Beck, Kaufmännischer Vorstand der DSO. Nun wolle man gemein-sam mit den wichtigen Ärzteverbänden Konzepte entwickeln, um die Ärz-te durch Fortbildungen und Schulungsmaterial besser zu informieren so-wie in der Aufklärungsarbeit gegenüber ihren Patienten stärker zu unter-stützen.

Die Ergebnisse der Ärzte-Befragung im Einzelnen:

Die DSO wird in der Umfrage von den Ärzten als die am meisten ge-schätzte Informationsquelle in Sachen Organspende eingestuft. Über die Hälfte (51 Prozent) fühlt sich von der DSO gut über das Thema infor-miert, gefolgt von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (34 Prozent) und den Medien (28 Prozent). Immerhin 57 Prozent der Ärzte legen in ihren Praxisräumen Informationsmaterial zur Organspende aus. Bei Ärzten, die selbst einen Organspendeausweis haben, ist dies sogar doppelt so häufig der Fall (74 Prozent gegenüber 37 Prozent bei Ärzten ohne Spendeausweis). Allerdings haben lediglich 23 Prozent der befrag-ten Ärzte an einer Fortbildungsveranstaltung teilgenommen. Nur elf Pro-zent der Mediziner sprechen ihre Patienten häufig auf das Thema Organ-spende an, 61 Prozent nur in Einzelfällen und 28 Prozent überhaupt nicht. Die Allgemeinmediziner, die selbst einen Organspendeausweis haben, setzen sich mit 84 Prozent am stärksten durch aktive Patienten-ansprache für eine Aufklärung ein.

Für die im internationalen Vergleich relativ niedrige Rate an postmortalen Organspenden in Deutschland gibt es aus Sicht der befragten Ärzte meh-rere Gründe: 95 Prozent sehen die Ursache in der mangelnden Informati-on der Bevölkerung, 94 Prozent machen die Ängste der Bürger dafür ver-antwortlich. Mehr als zwei Drittel (71 Prozent) der niedergelassenen Ärzte beklagen, dass die Ärzteschaft selbst nicht ausreichend informiert sei. Über die Hälfte der Mediziner glaubt zudem, dass es in der Bevölkerung eine grundsätzliche Ablehnung gegenüber Organspende gibt – was aller-dings eine völlige Fehleinschätzung ist. Rund zwei Drittel der Bundesbür-ger wären nämlich nach eigenen Angaben einverstanden, ihre Organe nach dem Tod zu spenden (Umfrage von TNS Healthcare für die BZgA, Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, 2008). Allerdings haben lediglich 17 Prozent ihren Willen in einem Organspendeausweis doku-mentiert. Diese Diskrepanz gilt es nun zu schließen. Die Ergebnisse jener Befragung zeigen deutlich, dass dabei den niedergelassenen Ärzten auch aus Sicht der Bürger eine Schlüsselrolle zukommt. Für 76 Prozent der Bürger ist der Arzt bevorzugter Gesprächspartner zum Thema Organ-spende, erst dann folgen Ehepartner und Angehörige mit 50 Prozent.

Einen Organspendeausweis finden Sie unter www.fuers-leben.de

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