Es ist Impfsaison in Deutschland: Die jährliche Grippe-Impfung steht an – doch in diesem Jahr kommt natürlich noch etwas anderes dazu. Ganz Deutschland spricht von der so genannten Schweinegrippe. Über 20.000 Menschen hierzulande haben sich seit April 2009 mit dem H1N1-Virus angesteckt; weltweit sind der Weltgesundheitsorganisation WHO bis Anfang Oktober mehr als 375.000 Fälle gemeldet. Hausarzt Eckehard Ruebsam-Simon vom Ärzteverbund MEDI Deutschland:

Diese neue Grippe ist eine Pandemie, das heißt sie ist weltweit. Sie verläuft bisher, nach allem, was wir wissen, relativ leicht. Die Symptome sind ähnlich wie bei einer Grippe, also Gliederschmerzen, Husten, Schnupfen und plötzliches hohes Fieber. Sie betrifft aber, im Unterschied zur alten Influenza vor allen Dingen jüngere Menschen, und bisher sind die Todesraten bei dieser Art der Grippe nicht so hoch.

Insgesamt sind bisher weltweit rund 4.500 Menschen an der Schweinegrippe gestorben. Verglichen damit, ist die „alte“ Grippe viel gefährlicher. Trotzdem warnt die WHO dringend vor der Schweinegrippe, so der MEDI-Hausarzt.

Weil sie davon ausgeht, dass dieses neue Virus schärfer werden wird. Das heißt, es soll im Herbst oder Winter, wenn die andere Grippe sich überlagert, zu Kombinationen kommen, das ist die Angst, die dahinter steht. Und dann kommt es zu schweren Krankheitsverläufen, damit muss man zumindest rechnen.

Deshalb starten ab dem 26. Oktober die Impfungen gegen die Schweinegrippe. Als erstes sind Beschäftigte im Gesundheitswesen an der Reihe. Danach, so die Empfehlung, sollen chronisch Kranke geimpft werden – das können übrigens auch Kinder sein – und Schwangere ab dem vierten Monat. Sie alle haben ein höheres Risiko auf einen schweren Verlauf der Krankheit. Die weitere Empfehlung der Ständigen Impfkommission heißt vorerst: Zurückhaltung. Es kann aber sein, so der MEDI-Experte, dass bald empfohlen wird, die über 60-Jährigen zu impfen – und womöglich sogar die ganze Bevölkerung. In diesem Fall dürfte der Impfstoff knapp werden, glaubt Eckehard Ruebsam-Simon.

Wenn alle geimpft werden, dann wird’s nicht reichen. Aber das sind alles Szenarien, die wir uns jetzt im Moment noch nicht so richtig vorstellen können. Und die Fabriken laufen ja auf Hochtouren. Es gibt auch eine Vereinbarung in Europa, dass man sich gegenseitig hilft und, und, und. Also ich denke, dass es dann im schlimmsten Falle zu keinem Problem kommen wird.

Wer sich impfen lassen möchte, muss dafür nichts bezahlen, auch die Praxisgebühr entfällt. Grundsätzlich ist die Impfung freiwillig, niemand muss sich impfen lassen. So kann jeder mit seinem Arzt besprechen, ob die Impfung für ihn sinnvoll ist – auch angesichts der Diskussion über die so genannten Wirkungsverstärker im Impfstoff. Sie sorgen dafür, dass mit der gleichen Antigen-Menge mehr Impfdosen produziert werden können. Doch ob sie wirklich unproblematisch sind, darüber ist sich die Fachwelt nicht einig, so der MEDI-Experte:

Das sind Zusatzstoffe, die selber möglicherweise zu Komplikationen führen können. Da gibt es in der Ärzteschaft eine große Diskussion zurzeit. Jeder Mensch muss natürlich seine eigene, individuelle Risikoabwägung treffen, ob er sich impfen lässt. Das macht man dann mit seinem Hausarzt und bespricht das dann im Detail, ob das wirklich sinnvoll ist.

Übrigens: Gegen die normale Grippe schützt die Schweinegrippe-Impfung nicht. Die normale Grippeschutzimpfung sollten deshalb vor allem Ältere und chronisch Kranke auf jeden Fall machen lassen, egal ob sie sich für oder gegen die Schweinegrippe-Impfung entscheiden.

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