Beim Anblick eines Obsttellers verzieht manch ein Kind widerwillig den Mund. Und auch Erwachsene müssen gelegentlich feststellen, dass es gar nicht so leicht ist, jeden Tag die empfohlenen fünf Portionen Obst und Gemüse zu sich zu nehmen. „Mit Hilfe von Fruchtsaft lässt sich quasi nebenbei zumindest eine Portion des Tagespensums bestreiten“, schlägt Harald Seitz, Ernährungswissenschaftler beim aid infodienst, vor.
Nach der deutschen Fruchtsaftverordnung muss Fruchtsaft immer einen Fruchtgehalt von 100 Prozent haben. Er kann aus einer Fruchtart oder aus einer Mischung mehrerer Arten bestehen. Was im Detail in der Flasche ist, hängt von Art und Sorte der Frucht, Reifegrad und Klima, Bodenverhältnissen und Bewässerung, aber auch dem Herstellungsverfahren ab. Entsprechend kann der gesundheitliche Wert sehr unterschiedlich ausfallen. Farb- und Konservierungsstoffe sind generell tabu.
In punkto Gesamt-Vitamin-Gehalt ist Orangensaft deutlicher Spitzenreiter. Beim Vitamin C können andere Zitrusfrüchte und alle schonend verarbeiteten naturtrüben Säfte fast mithalten. Vitamin C darf auch zugesetzt werden. Das ist auf dem Etikett vermerkt. Alle Fruchtsäfte sind reich an Kalium – einem wertvollen Nährstoff für Nerven- und Muskelzellen und zugleich Regulator im Wasserhaushalt des Körpers. Ihre erfrischende Geschmacksnote verdanken Fruchtsäfte den enthaltenen Säuren. Die meisten Verbraucher empfinden ein Zucker-Säure-Verhältnis von etwa 12:1 als harmonisch.
Für Kleinkinder oder Personen mit empfindlichem Magen bieten sich milde Säfte aus säurearmen Früchten an. Sekundäre Pflanzenstoffe wie Carotinoide und Polyphenole, die den Körper vor Krebs und Herz-Kreislauferkrankungen schützen können, finden sich zwar auch in Fruchtsäften, doch die Dosis in frischem Obst ist deutlich höher. Das gilt auch für die herben Pektine, die sich günstig auf die Verdauung auswirken.
Dass Fruchtsäfte auch Kalorien in Form von Zucker enthalten, wird gerne übersehen. Roter Traubensaft etwa ist deutlich energiereicher (69 kcal/100 ml) als Grapefruitsaft (47 kcal/100 ml). Außer bei Birnen- und Traubensaft dürfen zusätzlich 15 Gramm Zucker pro Liter zugegeben werden. Das ist in der Zutatenliste erkennbar.
Wie ihre Ausgangsprodukte bestehen Fruchtsäfte zu rund 90 Prozent aus Wasser. Dank ihrer hohen Nährstoffdichte zählen sie jedoch nicht zu den Getränken, sondern zu den pflanzlichen Lebensmitteln. Mit Mineralwasser zur Schorle verdünnt wird der Fruchtsaft zum leckeren Multitalent – zum Bestandteil der vollwertigen, abwechslungsreichen Ernährung und zum Flüssigkeitslieferanten.
Eva Neumann, aid.de