Ein paar Tropfen Zitronensaft auf der Auster verwöhnen nicht nur den Gaumen, sondern schützen möglicherweise auch vor Magen-Darm-Erkrankungen. Nach einer Studie des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) könnte sich Zitronensaft als Desinfektionsmittel gegen Noroviren eignen.
Noroviren sind weit verbreitet und vermutlich für ein Fünftel der akuten Magen-Darm-Infektionen verantwortlich. Die Ansteckungsgefahr ist groß, vor allem in Schulen und Krankenhäusern. Mit dem Stuhl ausgeschiedene Erreger werden über verschmutzte Hände oder verunreinigte Lebensmittel wie Muscheln, Beeren und Gemüse aufgenommen. Daher ist es sehr wichtig, ein sicheres und gesundheitlich unbedenkliches Desinfektionsmittel zu finden. Zitronensaft könnte ein guter Kandidat sein. Denn Citrat, die ionische Form der Zitronensäure, setzt offenbar die Infektionsfähigkeit der Noroviren herab.
Noroviren lassen sich nicht in Zellen in der Kulturschale oder in Tieren vermehren. Daher nutzten die Wissenschaftler für ihre Experimente keine intakten Erreger, sondern leere Virus-Proteinkapseln, welche die gleichen Oberflächeneigenschaften wie echte Viren haben. Für 30 Minuten wurden die Partikel bei Raumtemperatur verschiedenen Citratkonzentrationen ausgesetzt und veränderten bei höheren Konzentrationen ihre Gestalt. Offenbar dockt das Citrat genau an der Stelle an, mit der das Virus beim Infektionsvorgang mit den Körperzellen in Kontakt tritt. Die Citrat-Menge im Saft einer Zitrone könnte ausreichen, um die Hände zu dekontaminieren, schätzen die Experten. Weitere Studien sind jedoch notwendig, um die Resultate zu bestätigen. Zudem soll untersucht werden, ob Zitronensaft auch bei bereits erfolgter Norovirus-Infektion helfen kann.
Heike Kreutz, aid.de