Der Tag der Diagnose ist einer der schwierigsten Momente im Leben mit Diabetes. Viele fragen sich besorgt: Wie kann ich mit dieser Krankheit jetzt leben? „Respekt vor Diabetes ist wichtig und hilft, verantwortungsvoll mit der Krankheit umzugehen“, erklärt Psychotherapeutin Dr. Andrea Benecke im Apothekenmagazin „Diabetes Ratgeber“. Genauso wichtig sei aber die Zuversicht, dass sich auch mit Diabetes gut leben lässt, so die Leiterin der Psychodiabetologie der Poliklinischen Institutsambulanz an der Universität Mainz.
Vermeiden, in eine Opferrolle zu geraten
Sich an die neue Lebenssituation zu gewöhnen klappt am besten mit nützlichen Informationen. Diese nehmen Ängste und bringen Selbstkontrolle. Dabei helfen Diabetologen und Diabetesberatende. „Wir haben so viele Möglichkeiten, unterschiedliche Medikamente und Technologien, die das Leben mit Diabetes deutlich leichter machen als noch vor 20 Jahren“, ermutigt Dr. Benecke. Ziel sei, sich der Krankheit offen zu stellen.
Betroffene sollten es vermeiden, in eine Opferrolle zu geraten, so Benecke. Denn das verstärkt die depressive Haltung. Tipp der Therapeutin: sich nicht länger mit Warum-Fragen quälen. Und: sich darauf besinnen, was die eigenen Werte und das Lebensmotto sind. Werden diese durch den Diabetes infrage gestellt? Oft zeigt sich nämlich, dass der Diabetes solche Aspekte wenig beschneidet.
Gute Vorbilder, die motivieren
Auch von der Vorstellung, perfekt sein zu müssen, sollte man sich verabschieden – insbesondere in Phasen, in denen man sich nicht so gut um seinen Diabetes kümmern kann. Diabetesberater kennen solche Phasen von anderen Patienten und bieten Trost und Unterstützung. Wichtig ist auch, die persönlichen Ziele ein wenig zurückzufahren. Gerade Menschen mit Typ 2 geben manchmal auf, wenn sie merken, dass sie die vielen Vorsätze nach der Diagnose nicht umsetzen können: viel mehr Sport, nur noch gesund essen. Wichtig ist da, so Psychologin Benecke, das offene Gespräch – bei Freunden, in einer Selbsthilfegruppe, beim Arzt. Ein bisschen Selbstmitleid sei okay – aber noch besser seien gute Vorbilder, die motivieren.