Covid-19 kann nicht nur körperliche Symptome hevorrufen, sondern die Betroffenen auch ängstigen – selbst bei milden Krankheitsverläufen. Die Furcht um eine Verschlechterung des Gesundheitszustands und die Einsamkeit in der Quarantäne belasten die Patienten psychisch. Im Gespräch mit dem Gesundheitsportal apotheken-umschau.de zeigt Christa Roth-Sackenheim, Psychoanalytikerin und Vorsitzende des Berufsverbands Deutscher Psychiater, wie man sich am besten helfen kann.
Zwischen Ablenkung und Wachsamkeit
Mit dem Coronavirus Infizierte haben oft Angst davor, bei vollem Bewusstsein zu ersticken. „Das ist eine menschliche Urangst“, betont Roth-Sackenheim. „Gerade das Thema Triage trägt dazu bei, dass viele Menschen jetzt glauben, für sie stünden kein Intensivbett und kein Sauerstoff mehr bereit. Dazu kommt natürlich noch die Einsamkeit in der Quarantäne.“ Und: Viele Patienten fürchten, Angehörige oder Freunde anzustecken. Statt sich zu sehr mit dem weiteren Verlauf der Erkrankung zu beschäftigen, rät die Psychoanalytikerin, sich abzulenken und nicht in Panik zu verfallen – dies sei grundsätzlich für die Genesung hilfreicher. Dennoch sollte man, wenn man sich infiziert hat, aber noch keine Symptome zeigt, wachsam bleiben.
Zuspruch aus dem eigenen „Unterstützernetzwerk“
Um nicht in „Katastrophenszenarien“ zu verfallen, sollten mild Betroffene regelmäßig einen Realitätscheck machen: „Man sollte sich immer wieder vor Augen führen, dass man selbst entweder noch gesund oder nur leicht erkrankt ist. Um sich zu beruhigen hilft es zudem, nicht zu häufig die aktuellen Neuinfektionen oder Todeszahlen vom Robert-Koch-Institut zu überprüfen“, rät die Expertin. Stattdessen: das eigene „Unterstützernetzwerk“ aktivieren, etwa über soziale Medien, Videogespräche oder Sprachnachrichten. „Ansonsten helfen auch Entspannungsübungen, positive Gedanken und Achtsamkeit“, so Christa Roth-Sackenheim.
Auch Tagebücher können bei der Bewältigung von Ängsten während einer Corona-Infektion helfen. Schreiben sei eine therapeutische Strategie, die man üblicherweise auch in der Psychotherapie oder in Coachings anwendet, so die Psychoanalytikerin. „Andernfalls kann man auch Sprachmemos mit dem Smartphone machen. Manche Menschen zeichnen lieber oder widmen sich Handarbeiten.“ All das funktioniert natürlich nur, betont Christa Roth-Sackenheim, „wenn die Erkrankung milde verläuft und man sich gut genug fühlt.“