Es ist ein Tabu, über das kaum einer spricht: Viele ekeln sich, wenn sie ihre Angehörigen pflegen – und empfinden deshalb Schuldgefühle. Das geht sowohl Laien als auch professionellen Pflegekräften so. Doch gibt es einen handfesten Grund für diese Ekelgefühle: Sie helfen dabei, Krankheiten zu vermeiden, indem ein abstoßender Geruch oder Geschmack zum Beispiel vor verdorbenem oder giftigem Essen warnt. „Vor 30 Jahren hieß es noch: Wer sich ekelt, hat in der Pflege nichts zu suchen“, sagt die Psychologin Dr. Christine Pernlochner-Kügler, die über Ekel promoviert hat und heute als Bestatterin arbeitet, im Apothekenmagazin „Senioren Ratgeber“.
Ekel zu empfinden ist normal
In ihren Workshops lehrte Pernlochner-Kügler den Teilnehmerinnen und Teilnehmern, sich den eigenen Ekel einzugestehen. So lernen Pflegende ehrlich darauf zu antworten, wenn zum Beispiel die pflegebedürftige Mutter fragt, ob ihr oder ihm die offene Wunde etwas ausmacht: „Ja, aber ich kann mittlerweile damit umgehen.“
Gute Vorbereitung und Humor helfen
Ratsam ist es auch, vorab alle notwendigen Utensilien vorzubereiten wie z.B. medizinische Handschuhe – und erst dann zu beginnen, etwa die eingenässte Bettwäsche zu wechseln. Humor hilft dabei, sich von der Situation abzulenken. Wer sich jedoch überfordert fühlt, sollte sich das ebenfalls eingestehen und die Pflege an professionelle Pflegekräfte abgeben.